Aktuelles aus der Praxis

Demenz: Herausforderung auch für die Mundgesundheit

Rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland gelten als an Demenz erkrankt, einem neurologischen Krankheitsbild mit verschiedenen Ausprägungen. Wie ein kürzlich veröffentlichter Artikel in einer zahnmedizinischen Fachzeitschrift zeigt, führen die mentalen Einschränkungen auch zu verschiedenen Risiken für Zähne und Gewebe: Beispielsweise können an Demenz Erkrankte nur noch schwer riechen und schmecken, bevorzugen also besonders stark gesüßte und gesalzene Lebensmittel. Ohne eine sehr sorgfältige und kontinuierliche Mundpflege, die viele dieser Patienten selbst nicht mehr leisten können, gehen viele Zähne an Karies verloren. Zahnverlust bis hin zu kompletter Zahnlosigkeit tritt bei solchen Betroffenen häufiger auf als bei gleichaltrigen Nicht-Erkrankten. Aufgrund nicht selten unzureichender Mundhygiene haben demente Menschen häufiger als gesunde eine Zahnbettentzündung (Parodontitis), die durch die über die Blutbahn gestreuten Parodontitis-Bakterien außerdem möglicherweise sogar eine schneller voranschreitende Demenz erleiden: Der Abbau des geistigen Leistungsvermögens war der Studie zufolge bei Vorhandensein einer Parodontitis um das sechsfach beschleunigt. In Fortbildungen werden Zahnärzte und ihre Teams entsprechend geschult, demente Patientinnen und Patienten ihrem gesundheitlichen Zustand entsprechend zu behandeln.

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Brokkoli & Co: warum manche ihn nicht mögen

Es ist nicht immer eine Frage von Erziehung oder familiärer Kochtradition, wenn manche Menschen das eine oder andere Lebensmittel nicht mögen. Es kann auch am eigenen Mikrobiom liegen, wie australische Forscher jetzt zum Thema Abneigung gegen Kohlgemüse herausgefunden haben. Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen können Enzyme, wie sie bestimmte Kohl-Arten enthalten, in Verbindung mit Speichel (genauer: den enthaltenen Bakterien) zu unangenehmen Gerüchen führen. Die Wissenschaftler entdeckten bei Familien, in denen weitgehend alle zusammenlebenden Mitglieder die gleiche Kohl-Abneigung hatten, ein gemeinsames Mikrobiom, also eine „Bakteriengroßfamilie" in bei allen vergleichbarer Zusammensetzung. In Familien mit solcherart spezifischem Mikrobiom erlebten die Eltern und Kinder manche Kohlsorten als „nach Fäulnis schmeckend". Was aber auch bei der Studie entdeckt wurde: Offenbar kann man sich im Laufe seines Lebens an manchen Kohlgeschmack doch noch gewöhnen – ob es daran liegt, dass das Mikrobiom sich verändert, ist noch offen.

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Weiße Implantate: Wie steht es um die Keramik?

Ein Thema, das nicht nur viele Patienten interessiert, sondern auch die zahnmedizinische Wissenschaft, Praxis und auch die Zahntechnik: Wie gut sind mittlerweile die Dentalimplantate aus Keramik – nähern sich ihre Erfolge immer mehr denjenigen der Implantate aus dem Klassiker-Werkstoff Titan an? Wie der zurückliegende Kongress der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie/DGI zeigte, sind die „weißen Implantate" hier auf einem guten Weg. Prof. Dr. Stefan Wolfart (Universität Aachen) sagte sogar, die mittlerweile vorliegenden Ergebnisse zeigten, dass Keramikimplantate inzwischen auch routinemäßig zur Anwendung kommen können. Dabei ist aber zu beachten, dass es verschiedene Keramikarten gibt, die in der Zahnmedizin genutzt werden, und sich die von Professor Wolfart genannten guten Ergebnisse auf Dentalimplantate aus dem Werkstoff Zirkonoxid beziehen. Was die Abutments betrifft, also die Verbindungsteile zwischen Zahnimplantat und Zahnkrone, erweisen sich solche aus Zirkonoxid auch im Seitenzahnbereich als belastbar, was ihr Einsatzspektrum deutlich erweitert. Bislang war man hier aufgrund des hohen Kaudrucks eher zurückhaltend. Auch bei den Zahnkronen aus speziellen Keramiken gibt es bereits gute Erfolge. Noch weiter untersucht werden größere einteilige Brücken-Lösungen, hier ist die Datenlage noch zu schwach, so der Wissenschaftler.  

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Herzinfarkt: Schmerzen auch im Kiefer

Viele Menschen verbinden Herzinfarkt insbesondere mit Schmerzen im linken Arm – das ist nicht falsch, jedenfalls nicht in jedem Falle falsch, aber auf jeden Fall zu kurz gedacht. Die Symptome können sehr vielfältig sein und – das bringt diese Vielfalt mit sich – auch auf andere Krankheiten oder Gesundheitsstörungen hinweisen. Kalter Schweiß auf der Oberlippe, Übelkeit, Schmerzen im Brustbereich und viele andere Entwicklungen: Ein Herzinfarkt kann zu vielen Störungen führen, die man gemeinhin nicht mit einer solch lebensbedrohlichen Entwicklung in Verbindung bringt. Nun ist zu dieser Liste ein weiterer Punkt hinzugekommen: der Kiefer. Wie die American Heart Association in einer neuen Leitlinie jetzt festgehalten hat, kann auch der Kiefer zu den Bereichen gehören, in die die Schmerzen aus der Herzregion ausstrahlen. Bislang bereits hatte man beispielsweise auf Nacken, Arme und Schultern verwiesen. Nun ist auch die Mundregion verstärkt in den Blick geraten. Wie eine Studie zeigt, sind diese Signale in nur 5 % aller Fälle auch tatsächlich Begleiterscheinungen eines Herzinfarktes – in den anderen Fällen waren andere Gründe für die Schmerzen verantwortlich. Worauf dennoch zu achten ist: Insbesondere bei Frauen sind solche eher „unspezifischen Schmerzen" weit öfter tatsächlich mit einem Herzinfarkt verbunden als bei Männern. Insofern sind Symptome wie die genannten – neben den klassischen – immer sicherheitshalber klinisch abzuklären.

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Übergewicht: Folgen für das Zahnbett

Starkes Übergewicht wie Adipositas/Fettleibigkeit hat weit mehr Auswirkungen im Körper als viele Menschen sich das vorstellen. Unbekannt ist oft, dass das ungesunde Plus an Körperfett auch zu chronischen Entzündungen führen kann, und: dass solche Entzündungen beispielsweise sogar Knochen schädigen und zerstören können. Zahnärzte erleben dies in entsprechenden Fällen bei Zahnbettentzündungen (Parodontitis): Die Tasche im Kieferknochen, in der der Zahn sitzt und in der er festgehalten wird von entsprechenden Fasern, verliert aufgrund der Entzündung an Stabilität und der Zahn selbst zunehmend an Halt, bis er schließlich ganz herausfällt. Das ist ein bei allen Parodontitis-Patienten weitgehend vergleichbar ablaufender Prozess. Bei adipösen Patienten dagegen kommt erschwerend hinzu, dass die Neigung zu Entzündungsprozessen chronisch ist und sich insofern leichter als bei Nicht-Betroffenen eine massive Parodontitis entwickeln kann. Wie Studien der Universität Buffalo zeigen, ist das Zusammenspiel aus Fett und Entzündungsfaktoren sogar noch deutlich komplexer und findet sich sogar bei Ernährungsstudien: In einer Vergleichsuntersuchung zeigten Mäuse mit einer fettreichen Diät im Vergleich zu anderen Mäusen mit fettarmer Kost deutlich mehr Entzündungen und Knochenschädigungen. Die knochenbildenden Zellen waren gehemmt, die knochenzerstörenden nicht. Die Erkenntnisse um die Auswirkungen von Fettzellen auf den Stoffwechsel nicht zuletzt der Knochen, aber auch anderer Gewebe bringt letztlich auch die zahnmedizinische Wissenschaft weiter, die auf vielen Ebenen nach Wegen zur Prävention von Parodontitis forscht.

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Reflux: Säureschäden im Mund

Bei manchen Menschen kommt Reflux hin und wieder mal vor: Dann fließt Magensäure den Verdauungsweg nach oben und hinterlässt ein scharf brennendes Gefühl. Bei anderen Menschen ist das Säure-Problem dagegen eher ein häufiger Regelfall. Dann hat das auch kritische Folgen für Rachen, Mund und Zähne, wie die österreichische Mikrobiologin DDr. Christa Eder in einem Fachbeitrag in einer zahnärztlichen Zeitung darstellte. Gereizt werden in solchen Fällen oft auch die Stimmbänder, die Rachenschleimhaut, es kann zu Husten- und Schluckproblemen kommen. Meist gelangt die scharfe Magensäure auch in den Mund und greift hier sowohl die Zähne als auch die Mundschleimhaut an. Einer Untersuchung zufolge erleidet rund jeder 3. Reflux-Patient messbare Verluste an Zahnschmelz, Zahnzement und Dentin. Diese Bereiche verlieren dabei ihren Schutz vor Karies, zumal sie auch nicht auf die Regenerationsfähigkeit des Speichels bauen können, der ansonsten leichte Schmelzschäden wieder auszugleichen vermag: Der Speichel selbst ist aufgrund des durch den Reflux veränderten pH-Wertes zu Reparaturleistungen nicht mehr imstande. Auch seine Funktion als Schutzfilm über Zähnen, Zunge und Mundschleimhaut ist gestört. Meist sind Reflux und seine Folgen im Mund nicht von einer ärztlichen Disziplin allein zu stoppen: Hausarzt/Internist und Zahnarzt sollten am besten zusammenarbeiten, so die Wissenschaftlerin, um die sich gegenseitig weiter befördernde Entwicklung zu stoppen. Was sich schon gezeigt hat, und auch hier spielt die Zusammenarbeit eine förderliche Rolle: Medikamente gegen Reflux können auch die Intensität einer Parodontitis reduzieren.

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Implantologie: Frühversagen wegen Autoimmunerkrankung

In der Regel haben moderne Implantate eine sehr lange „Liegezeit", das heißt: Einmal gut platziert gesetzt und in das Gewebe eingeheilt kann man, bei entsprechender Pflege, viele Jahre auf ihre stabile Mitarbeit in der Zahnreihe bauen.  Aber auch bei bester Pflege lassen sich biologische Risiken nicht ganz ausschalten, die zu einem vorzeitigen Zahnverlust beitragen können. Zu solchen potentiellen Risiken gehören beispielsweise Autoimmunerkrankungen. Unter solchen leiden statistisch gesehen deutlich mehr Frauen als Männer. Morbus Crohn und vergleichbare andere chronisch-entzündliche Erkrankungen verändern die Immunantwort auf Herausforderungen, wie sie eine Implantation eines Fremdstoffes – in diesem Fall eines Implantates – darstellt. Das berichtete Prof. Dr. Elisabeth Märker-Hermann beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie/DGI vor wenigen Wochen. Aufgrund einer komplexen Folge von Reaktionen bei solchen Veranlagungen richtet sich das körpereigene Abwehrsystem gegen den Fremdkörper: Statt dass Zellen sich ansiedeln, die den Fremdkörper mit dem umliegenden Kieferknochen und dem Zahnbettgewebe verbinden, werden alle biologischen Schritte zum nachhaltigen Einheilen torpediert. Vorhersagbar ist eine solche Abstoßreaktion aber nicht in jedem Fall – bei entsprechender Vorerkrankung müssen Planung und Aufklärung allerdings besonders intensiv die möglichen Folgen im Blick haben.

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Zahnzwischenräume: Plaque-Risiko-Stelle

Wenn man sich eine Zahnreihe anschaut, sieht man in der Regel die Zahnvorderseiten, manchmal auch die Kauflächen. Was man oft nicht wahrnimmt, ist, dass es zwischen den Zähnen einen mehr oder weniger breiten Bereich gibt: die Zahnzwischenräume. Was man sich aber gut vorstellen kann: Hier ist Zahnbelag oft gut geschützt vor einer reinigenden Zahnbürste. Kein Wunder also, dass es mittlerweile eine ganze Reihe an „Zahnzwischenraumreinigungshilfen" gibt, die die versteckten Zahnbeläge sorgfältig entfernen können. Denn Karies gibt es nicht nur an den sichtbaren Stellen der Zähne: Da, wo man nicht so leicht hinsieht, ist eine entstandene Karies auch nicht so leicht zu behandeln. Wie ein Fachbeitrag in einem zahnärztlichen Journal nun berichtete, ist die Reinigung der Zahnzwischenräume von Kindheit an wichtig – und endet auch in höherem Alter nicht, wenn es nur noch wenige eigene natürliche Zähne gibt: In dieser Lebensphase liegen zudem oft schon einige Stellen der Zahnwurzeln frei und damit Bereiche, die nicht so gut durch harten Zahnschmelz geschützt sind. Gerade dann ist eine sorgfältige Zahnzwischenraum-Pflege besonders notwendig, da die empfindlicheren Zahnwurzel-Bereiche noch leichter von kariesfördernden Bakterien angegriffen werden können. Ältere Patientinnen und Patienten, die noch selbst für ihre Mundhygiene sorgen können, sollten den Umgang mit Zahnseide, oder, weil oft leichter zu handhaben: mit Zahnzwischenraumbürstchen kennen oder lernen. Wenn bereits Pflege notwendig ist, solle darauf geachtet werden, dass bei der Mundreinigung auch die Zahnzwischenräume gesäubert werden. Es gilt, Karies bis weit ins hohe Alter hinein vorzubeugen – denn dann ist eine eventuell notwendige Zahnbehandlung meist aufwändiger und belastender als in jüngeren Jahren.

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