Aktuelles aus der Praxis

Kooperation: Zahnärzte und Kardiologen gegen Parodontitis

Im zurückliegenden Dezember haben die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen (BNK) eine Vereinbarung unterzeichnet, um gemeinsam noch intensiver über die Risiken der Zahnbettentzündung (Parodontitis) für Schlaganfälle oder Herzinfarkte aufzuklären. Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen würden nach wie vor zu oft isoliert betrachtet. Die sogenannte „stille Entzündung" Parodontitis, von deren Existenz und Entwicklung man anfangs nichts spürt, könne zu einem Risiko für eine lebensbedrohliche Erkrankung werden. Bei einer schwedischen Studie hatte sich erst jüngst wieder gezeigt, dass Teilnehmende mit einer Parodontitis ein um fast 50 % höheres Risiko hatten, in den nächsten sechs Jahren einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleben, als die mundgesunden Studien-Teilnehmer. Auch das Bluthochdruck-Risiko steigt deutlich an, wenn der entsprechend vorerkrankte Mensch ein entzündetes Zahnbett hat. Durchschnittlich ist der Bluthochdruck bei Menschen mit Parodontitis riskant höher als bei Personen mit gesundem Parodontium. Die Wissenschaft geht davon aus, dass vom infizierten Zahnbett ausgehend die Parodontitis-Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und die Funktion der Blutgefäße belasten, diese beispielsweise durch Entzündungsvorgänge verengen. Wer seitens der Zahnarztpraxis eine Parodontitis-Infektion diagnostiziert bekam, solle daher unbedingt auch die Hausarzt- und/oder Kardiologie-Praxis informieren.

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Implantologie: Was ist - und was wird wichtig?

Der Kongress der DGI (Deutsche Gesellschaft für Implantologie) Ende November 2022 in Hamburg hatte als Titel „Biologie – unser Kompass in der Implantologie" – und griff in den verschiedenen Foren und Workshop entsprechende Zusammenhänge auf. Die Biologie sei quasi der Schirm über allen zahnmedizinischen Teilbereichen, sagte Kongresspräsident Dr. Christian Hammächer (Aachen). Aufgrund immer weiter voranschreitender wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht zuletzt in den biologischen Abläufen nehmen auch die Bereiche Forschung und Entwicklung bei Materialien, Formen und Einsatz-Techniken der Implantate weiter zu und bringen immer wieder angepasste Produkte auf den Markt: Während die Form weitgehend gleich bleibt, wenn auch in immer mehr Größen, antwortet die Oberfläche der Implantate immer besser auf die Wünsche der Biologie. Schließlich geht es schon immer und auch in Zukunft darum, dass die künstliche Zahnwurzel, das Implantat, für „die Biologie", die Gewebe-Zellen des Körpers, ein einladender Partner ist: Schließlich sollen sie sich auf dem Implantat wohl fühlen und dort anwachsen und damit dem Implantat einen natürlichen festen Halt im Kieferknochen geben wie früher dem natürlichen Zahn auch. Ein spannendes weiteres Forschungsthema: Wie kann man Implantatoberflächen so vorbereiten, dass zwar die gewünschten Zellen anwachsen – Infektions-auslösende Bakterien aber zerstört werden? Die inzwischen lange Haltbarkeit implantologischer Versorgungen ist ein wichtiger Faktor für ihre nach wie vor steigende Beliebtheit.

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Zahnmedizinische Wissenschaft: Ethik-Codex verabschiedet

    Auch ein Ethik-Codex muss mit der Zeit gehen und neue Erkenntnisse, aber auch Weiterentwicklungen in Fachwissen und Technik abbilden. Ende November 2022 hat nun die Dachgesellschaft der zahnmedizinischen Wissenschaft, die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) einen neuen Ethik-Codex vereinbart. Wie die DGZMK in der begleitenden Fachinformation mitteilt, wurde damit „ein Codex verabschiedet, der Leitplanken für ethisches Handeln der Zahnärzteschaft aufzeigen soll." Ziel ist der Weg in eine patientenzentrierte zahnärztliche Versorgung, was auch bedeutet: Der Codex soll Zahnärzten und Zahnärztinnen „dabei helfen, die Auswirkungen der Ökonomisierung kritisch zu reflektieren und ihre fachlichen Entscheidungen am Interesse der Patienten und Patientinnen auszurichten." Weiter heißt es in der Veröffentlichung: „Wir werden unsere zahnärztliche Heilkunst gemäß den Geboten der Menschlichkeit ausüben. Dabei werden wir wirtschaftliche Aspekte ethischen Belangen stets nachordnen. Gleichzeitig lehnen wir alle Leistungs-, Finanz-, Ressourcen- und Verhaltensvorgaben ab, die unser ärztliches Handeln und unser ärztlich-ethisches Selbstverständnis einschränken." Der Codex wird künftigen Absolventinnen und Absolventen des Zahnmedizin-Studiums überreicht und soll dazu beitragen, „Orientierung und Sicherheit in normativen Fragen zu vermitteln."

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Parodontitis-Therapie: Aktuelles für Privatversicherte

Nach langen und etwas zähen Verhandlungen hatte Im Sommer 2021 eine Vereinbarung zwischen der Zahnärzteschaft und den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) geschlossen werden können, die dazu führt, dass die Krankenkassen Maßnahmen im Rahmen einer Parodontitis-Behandlung bezahlen. Offen war bisher, wie das bei Privatversicherten aussieht, für die die gesetzlichen Krankenkassen nicht zuständig sind, sondern private Versicherungsunternehmen. Fast ein Weihnachtsgeschenk konnte da die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) kurz vor den Feiertagen übermitteln: Mit Vertretern der Beihilfe und dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat sie eine neue Abrechnungsbasis für Leistungen im Bereich der Parodontitis-Therapie auf dem aktuellen Stand der Zahnmedizin entwickelt, berichtet eine entsprechende Presseinformation der BZÄK. Leistungen für Privatversicherte werden nach GOZ abgerechnet, der „Gebührenordnung für Zahnärzte" – die im Übrigen festlegt, was abgerechnet werden kann und was nicht: Nicht nur bei „Kassenpatienten", auch bei „Privatpatienten" gibt es Abrechnungsvorgaben. Die neue Vereinbarung modernisiert diese GOZ und ermöglicht nun die Erstattung von zahnärztlichen Leistungen gemäß moderner Therapiemaßnahmen auf Grundlage der aktuellen Behandlungsleitlinien. Sie schafft Rechtssicherheit für alle Beteiligten und nicht zuletzt die Patienten, so die Verhandlungspartner.

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Männer und Frauen: Unterschiede in der Zahngesundheit

Es gibt eine gute und eine weniger gute Nachricht hinsichtlich der Mundgesundheit von Frauen und Männern im aktuellen Zahnreport der Barmer Krankenkasse. Man sollte vielleicht eher sagen: Jede Nachricht hat eine gute und eine weniger gute Seite. Da die Studienleiter in diesem Jahr den Blick auf die Zeitfenster gelegt hatten, in denen ein Mitglied der Krankenkasse nicht invasiv in einer Zahnarztpraxis behandelt worden war,  ergab sich bei dem Blick auf das Geschlecht der Mitglieder, dass Männer deutlich längere behandlungsfreie Zeiten aufwiesen als die Frauen. Rund 12,5 % der Männer und nur rund 8,5 % der Frauen im Alter von 49 Jahren kamen langfristig ohne entsprechende Behandlung aus. Das bedeutet nun aber nicht – und insofern ist das für die Frauen dann doch wieder eine gute Nachricht und für die Männer eine eher weniger gute – dass die Männer einfach das bessere und gesündere Gebiss haben: Die Frauen gehen nur häufiger zum Zahnarzt und lassen frühzeitig Zahnprobleme behandeln. Was dazu führt, dass sie, was der Zahnreport bestätigt, in höherem Alter schließlich deutlich mehr eigene Zähne haben als die Männer, diese ihre natürlichen Zähne wohl aufgrund der vernachlässigten Kontrolle und Behandlung in höherer Anzahl verloren hatten.

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DMS VI: Im Oktober ging es los

Inzwischen ist es schon acht Jahre her, dass zuletzt die Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS) unter Leitung des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) den Zahngesundheitszustand der deutschen Bevölkerung erhoben hat. Bei allen Studien werden die neu gewonnenen Daten mit den zurückliegenden verglichen, um Veränderungen festzustellen. Anfang Oktober 2022 starteten die ersten Untersuchungen mit rund 5000 Teilnehmern. Weil das wissenschaftliche Level so hoch ist, ist die DMS eine auch international anerkannte und wertgeschätzte Erhebung. Vier Studienteams reisen seither durch Deutschland und untersuchen an rund 90 Orten Menschen hinsichtlich ihres zahngesundheitlichen Status, erheben aber auch sozialwissenschaftliche Faktoren wie Lebensumstände und Alltagsverhalten beispielsweise im Umgang mit Genussmitteln. Die Studienergebnisse sind ein wichtiger Teil der zahnmedizinischen Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Auf die Ergebnisse und deren sehr differenzierte Auswertung wird man noch eine Weile warten müssen – sie sind aber nicht nur informativ, sondern gestalten auch die Versorgungslandschaft mit: Als die DMS V einen deutlich erhöhten Präventionsbedarf bei Parodontitis festgestellt hatte, wurde der Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung um entsprechende Angebote aktualisiert.

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Alter der Patienten: möglicher Risikofaktor

In einem ausführlichen Fachartikel in der Zeitschrift der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) haben sich Forscher der Universität Mainz der Frage gewidmet, welche Rolle das Lebensalter der Patienten bei der Zahnersatzversorgung, besonders bei der implantologischen Zahnersatzversorgung spielt. Fest steht, dass immer mehr Menschen mit immer mehr eigenen natürlichen Zähnen ein hohes Alter erreichen. 75- bis 100-Jährige haben heute im Durchschnitt noch 10,2 eigene Zähne, die Weisheitszähne nicht mitgerechnet. Was die Mundgesundheit in höherem Alter besonders belastet, ist oft die Vielfalt der Medikamente, die sehr umfangreich sein kann – und auch sehr belastend für den Mundraum und die Kieferknochen. Angestiegen ist bei den älteren und alten Menschen der Wunsch nach Lebensqualität, nach Komfort beim Zahnersatz und auch bei dessen Ästhetik. Beachten müssen Zahnärzte bei der Planung von Implantaten neben all diesen Voraussetzungen und Erwartungen zudem den natürlichen Alterungsprozess: Die Regeneration zerstörten Gewebes ist deutlich reduziert, der Knochenabbau beispielsweise deutlich verstärkt im Vergleich zu jüngeren Menschen. Wird einem älteren oder alten Patienten also ein erkrankter oder zerstörter Zahn entfernt und soll an dessen Stelle in Zukunft ein Implantat den geplanten Zahnersatz tragen, geht immer auch Mund-Gewebe verloren, das für Stabilität der neuen Prothetik-Lösung sorgten sollte: Stabilität zu erhalten oder Wiederherzustellen ist daher eine wichtiger Punkt bei der Behandlungsplanung. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass das Alter eines Menschen für eine Implantatversorgung kein Hinderungsgrund ist – die Behandlungsplanung aber viele verschiedene Faktoren für ein altersgerechtes Konzept berücksichtigen müsse.

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Zahnschmelz-Defekte: Gen-Netzwerk verantwortlich

Der Zahnschmelz ist das härteste Material im Körper – was aber keineswegs bedeutet, dass er besonders robust und unzerstörbar ist. Bekannterweise reichen die Säuren, die Mundbakterien im Zahnbelag beim Stoffwechsel produzieren, aus, um die Zahnschmelzoberfläche aufzulösen wie Zitronensaft eine Marmorplatte. Aber auch von innen gibt es zahlreiche Faktoren, die zu Zahnschmelz-Defekten führen können: Eine Schweizer Wissenschaftlergruppe hat kürzlich herausgefunden, dass Gene verantwortlich sein können. Das Molekül mit der eingängigen Bezeichnung Adam10 steht in Zusammenhang mit Schmelzbildungsstörungen, aber auch mit Krebs oder Schlaganfall. Wenn Adam10 mutiert, sich also fehlentwickelt, führt dies zu einer Störung der Amenoblasten, einem nur in den Zähnen vorkommenden Protein, das für die Zellbildung des Zahnschmelzes sorgt: Sowohl die Struktur des Zahnschmelzes als auch seine mineralische Zusammensetzung sind dadurch verändert. Die Erkenntnisse helfen dabei, so das Wissenschaftler-Team, die Entwicklung zu verstehen und neue Ansätze für die Behandlung solcher Schmelzstörungen zu entwickeln.

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