Implantate: Gibt es eine Titanallergie?

Es ist keineswegs so, dass Wissenschaft und Praxis in der Zahnmedizin Beobachtungen und Erfahrungen von Patienten mit Materialien oder Behandlungsschritten nicht ernst nehmen: Auch wenn nicht jede „Befindlichkeit" eine fachliche Prüfung beispielsweise durch eine Studie nach sich zieht, gibt es doch immer wieder sehr ernst zu nehmende Hinweise wie beispielsweise zu Verträglichkeiten. In den implantologisch tätigen Praxen hören die Teams manchmal (wenn auch sehr selten), dass ihre Patienten meinen, eine „Titan-Allergie" zu haben. Titan ist das nach wie vor häufigste, zudem am besten erforschten Material für Zahn-Implantate. Ende September dieses Jahres hat sich eine Wissenschaftlergruppe in der DGI, der Fachgesellschaft für Implantologie, zu genauso einem Punkt ausgetauscht: Was passiert im Körper, wenn Patienten meinen, eine Titan-Allergie zu haben? Die Moderatorin der Expertenrunde, Dr. Lena-Katharina Müller (Universität Mainz) berichtete darüber kürzlich in einer Zahnärztezeitung. Deutlich wurde: Eine klassische Allergie auf Titan gibt es nicht, eine Titan-Unverträglichkeit kann aber sehr wohl vorkommen. Grund: Während das Implantat selbst aus reinem Titan besteht, handelt es sich bei der Tragekonstruktion für die Zahnkrone aber um einen Materialmix für die bedarfsgerechte Stabilität. Es kann insofern, so die Wissenschaftlerin, tatsächlich auf manche Inhaltsstoffe einer solchen Legierung allergisch reagiert werden. Eine Werkstoff-Allergie ist leicht zu testen und bei entsprechend bekannten Allergiepatienten im Vorfeld der Behandlung sinnvoll. Schwieriger ist es mit einer „Unverträglichkeit", passende Tests gibt es nicht, insofern bleiben eine gute Anamnese und Befunderhebung wichtig. Da manche Symptome, die Patienten ihrem Implantat zuweisen, bekannt sind für eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen, sollte – so die Wissenschaftlerin – eine Explantation erst dann erfolgen, wenn keine anderen möglichen Ursachen in Frage kommen. Alternativ kann bei entsprechender Ausgangslage beim Patienten bei der Implantation auch auf eine Implantat-Alternative aus Keramik zurückgegriffen werden.

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