Inzwischen bestätigen immer mehr Studien und Erfahrungsberichte aus den Praxen die engen Zusammenhänge von allgemeingesundheitlichen Störungen und der Mund-Infektionserkrankung Parodontitis: In der Regel zeigen sich solche Bakterien, wie man sie rund um die entzündeten Stellen im Parodont, dem Zahnbett, findet, auch an anderen Stellen im Körper. Mal gelangen diese Keime über die Blutbahn in andere Organe, oder sie wandern über das Schlucken von Nahrung und Flüssigkeiten in die Verdauungsbereiche. Wie Mikrobiologin Prof. Dr. Christa Eder (Wien) vor kurzem in einer zahnärztlichen Zeitschrift darstellte, gilt diese enge Verbindung auch für den Fall einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Zusammen mit dem Speichel gelangen nicht nur frisch aufgenommene Bakterien, Viren und Pilze in den Magen, sondern auch solche, die der Speichel aus dem Entzündungsbereich der Parodontalerkrankung aufgenommen hat. Auch umgekehrt ist die enge Direktverbindung über die Speiseröhre nicht unproblematisch: Im Falle eines Refluxes („Aufstoßen") gelangen Bakterien aus dem Magen in den Mund und sorgen hier für eine Störung des bakteriellen Gleichgewichtes. Zu den am häufigsten sich – hier wie dort – störend auswirkenden Bakterien gehört die Gruppe der Helicobacter pylori, die als Haupt-Versucher der Magenschleimhautentzündung gilt. Die enge bakterielle Verbindung Zähne-Magen ist keine neue Entwicklung: Spuren dieses Keimes zeigen sich bereits an den Zähnen vorgeschichtlicher Menschen.
Mit fortschreitendem Wissen zu Möglichkeiten und Grenzen der zahnärztlichen Implantologie, aber auch mit der Entwicklung neuer Implantate und Begleit-Techniken geht die Anzahl der Gründe, die gegen eine Implantation sprechen („Kontraindikationen"), immer weiter zurück. Insofern wenig erstaunlich, dass damit auch die Anzahl der gesetzten Implantate ständig steigt, wie kürzlich beim Jahreskongress der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) dargestellt wurde. Aktuell gehe man von rund 1,3 Millionen inserierter Zahnimplantate in Deutschland aus, hieß es beim Kongress. Das bedeute allerdings nicht, so Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Kongresspräsident der Tagung, dass es nicht nach wie vor Patienten mit medizinischen Problemsituationen gibt, für die ein Implantat nur mit komplexen Behandlungsschritten oder in Einzelfällen auch gar nicht in Betracht kommt. Geschätzt sei jeder vierte Patient über 25 Jahre, der eine Zahnarztpraxis aufsuche, aus verschiedensten Gründen ein Risikopatient. Die moderne Implantologie sei und bleibe daher erfolgreich, wenn sie die Patienten als Ganzes sieht und damit auch den gesundheitlichen Gesamtzustand beachtet – und je nach Patient auch mit weiteren Ärzten und Zahnärzten gemeinsam das Behandlungskonzept entwickelt.
Moderne Zahnmedizin: für Ältere immer schonender Wissenschaftliche Erkenntnisse führen nicht selten auch zu mehr Respekt vor der Biologie, aber auch der Psyche und der Lebensqualität der Patienten. Ein Beispiel dafür lieferte die Tagung der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) vor wenigen Wochen. Hier berichteten Fachreferenten über einen neuen Ansatz in der Behandlung älterer, alter und hochbetagter Patienten: Diese seien durch Technik-intensive zahnmedizinische Behandlungsverfahren oft mehr belastet als das Ergebnis ihre Lebensqualität optimiere. Die inzwischen bekannten Erkenntnisse entsprechender Studien zeigten beispielsweise, dass man nicht jeden Wurzelrest, der nach der Zerstörung eines Zahnes noch im Kieferknochen steckt, auch operativ entfernen muss: Es könne reichen, diesen sorgfältig abzudecken und dem Patienten eine aufwändige Behandlung zu ersparen. Auch nicht jede Karies müsse im hohen Alter und bei krankheitsbedingter Belastung sorgfältig entfernt werden: Wie mittlerweile zahlreiche Studien zeigten, könne es Sinn machen, diese quasi im Zahn „einzuschließen", vor Zufuhr an Luft und Flüssigkeit und auch weiteren Bakterien zu schützen, so dass sich die Karies nicht weiter entwickeln kann. Dem Thema „Zahnmedizin für vulnerable Gruppen" widmet sich mittlerweile eine eigene Fachgesellschaft, die DGZMB / Deutsche Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischem Unterstützungsbedarf, die Partnerin des DGZ-Kongresses war.
Es gibt Studien, die könnte man für überflüssig halten, weil eigentlich jeder weiß, was die Forscher herausgefunden haben, in diesem Fall: Loben hilft Kindern, sich gesund zu verhalten. Dennoch sind solche Untersuchungen nicht ohne Grund wertvoll – wie in diesem Fall einer Studie an der Yale-Universität in den USA zum Zahnputzverhalten von dreijährigen Kindern und wie sich das begleitende Reden der Eltern darauf auswirkt. Heraus kamen dabei Details, die zeigen, dass Reden und Lob sehr unterschiedlich wirken können. Beispielsweise putzten Kinder ihre Zähne deutlich länger und aufmerksamer, wenn sie einfach nur gelobt wurden für ihr Verhalten. Gab es „fachliche Hinweise" wie Aufforderungen, die Zahnbürste anders zu halten oder auch die Zahninnenflächen zu säubern, war Putzdauer und Putz-Intensität deutlich weniger ausgeprägt. Auf Zeit und Qualität des Zahnputzens hatten auch Faktoren wie Stress der Eltern, die Grundstimmung zwischen Eltern und Kind und auch der Müdigkeitsgrad des Kindes Einfluss – aber deutlich weniger als erwartet. Was den Wissenschaftlern aus Yale auch wichtig war: Sie wollten anhand dieses Beispiels auch testen, wie Kinder am besten Ausdauer lernen, etwas, was sie für ihr ganzes Leben benötigen. Dass dies am besten mit Aufmunterung und Lob erreichbar ist, bestärkt darin, dass das offensichtlich tatsächlich der richtige Weg ist.
Man könnte meinen, in der heutigen Zeit gibt es nichts mehr im Körper, über das nicht bereits endlos viele Fachartikel erschienen sind. Dennoch gibt es immer mal wieder Überraschungen. Vor wenigen Wochen beispielsweise, als ein Schweizer Forscherteam über einen kleinen Muskel im Kieferbereich berichtete, genauer: über eine muskuläre dritte und tief liegende weitere Ebene unter dem großen Masseter-Muskel, der beispielsweise die Kieferbewegungen steuert. Bislang war man von nur zwei Muskel-Schichten ausgegangen. Die neue Entdeckung erklärt die Abläufe bei Mundöffnung und Mundschließung, aber auch bei der Steuerung des Unterkiefers noch deutlicher als man dies bislang schon wusste. Eigentlich ist es allein dieser neu entdeckte eigenständige Muskel, der den Unterkiefer wieder nach oben, Richtung Ohr, zieht. Mit diesem nun fundiert belegtem Wissen ist nicht nur die Zahnmedizin um eine Erkenntnis reicher, sondern auch um das Verstehen von Problemen, wenn Menschen ihren Kiefer nicht ausreichend weit öffnen oder natürlich bewegen können. Der neue Muskel könnte also ein Weg werden, solche Störungen noch gezielter zu behandeln.
In einer wissenschaftlich ausgerichteten zahnmedizinischen Zeitschrift hat ein Fachbeitrag jüngst zusammengestellt, weshalb Speichel („Spucke") ein sowohl hochspannendes als auch wichtiges Thema ist. Manchen Menschen wird die wertvolle Rolle des Speichels erst bewusst, wenn sie vor großem Publikum eine Rede halten sollen und ihnen stressbedingt „die Spucke weg bleibt". Andere, zumal ältere Menschen erleben dieses unangenehme Gefühl dauerhaft, Mundtrockenheit ist aus verschiedenen Gründen bei vielen von ihnen ein Begleiter des Alterungsprozesses. Rund ein bis anderthalb Liter Speichel produziert ein gesunder Mensch täglich – ob mehr oder weniger, ist von Stress, Gerüchen, Gefühlen, Krankheiten oder Alltagsumständen abhängig. Bis auf 1 % besteht die „Spucke" vor allem aus Wasser – aber dieses eine Prozent hat es in sich: Verdauungsenzyme, Eiweißstoffe, Elektrolyte, immunologisch wirksame Stoffe. Neben der Befeuchtung des Mundes, was für Kauen und Schlucken notwendig ist, sorgt der Speichel für Infektionsschutz, er repariert oberflächliche Auflösungen des Zahnschmelzes und neutralisiert die Säure aus den Lebensmitteln. Dafür, dass es dem Speichel und seiner Produktion gut geht und der Mund nicht austrocknet, können Menschen selbst einiges beitragen: Ungünstig ist Atmen durch den offenen Mund, Schnarchen, zu wenig Trinken, zuviel Alkohol sowie Cannabis und anderes aus dem Bereich Rauschmittel. Aber auch eine Vielzahl an Medikamenten sowie eine Hormonumstellung wie in den Wechseljahren greifen in die gesunde Speichelproduktion ein. Hinnehmen sollte man solche Störungen nicht, denn sie können vielfältige Folgen nach sich ziehen – und Lösungen gibt es in den meisten Fällen auch: in der hauszahnärztlichen Praxis.
Unter dem Hashtag #ErnährungswendeAnpacken! haben sich mittlerweile mehr als 15 Organisationen und Fachverbände aus dem Bereich Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Soziales zusammengeschlossen mit dem Ziel, bei der Bundesregierung das Einsetzen einer Arbeitsgruppe „Zukunftskommission Ernährung" zu erreichen. Mit dabei ist inzwischen auch die Bundeszahnärztekammer als Dachorganisation der Zahnärzteschaft in Deutschland, die sich bereits seit Jahrzehnten beispielsweise für Zuckerreduzierung in der Ernährung engagiert, vor dem Missbrauch von Babyfläschchen zum Dauernuckeln (zumal bei säurehaltigem Inhalt) warnt und den Zusammenhang von gesunder Ernährung und Mundgesundheit in vielfältigen Studien belegt hat. Am derzeitigen Ernährungssystem gebe es viel zu optimieren, so die Organisationsgemeinschaft, unsere Ernährung sei ebenso ungesund wie unsozial und zudem sowohl klima- als auch umweltschädlich.
Zu Jahresbeginn erinnerte eine große zahnärztliche Fachzeitschrift daran, dass sich der Weltzahnärzteverband FDI vor bereits vier Jahren für Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin ausgesprochen hatte – insbesondere mit dem Blick auf Technik und Produkte im Praxisalltag. Einige Schritte in die richtige Richtung sind bereits erfolgreich getan – andere müssten noch folgen. Beispielsweise habe sich schon in vielen Praxen der Verzicht auf Einwegmaterialien durchgesetzt. Auch konnte moderne Technik für einen geringeren Strom- und Wasserverbrauch sorgen. Ebenfalls auf gutem Weg: die Reduzierung des Einsatzes von Papier. Was eine aktuelle Studie aber auch zeigte: Rund zwei Drittel am CO2-Fußabdruck einer Zahnarztpraxis fällt nicht in der Praxis an, sondern durch den Pendelverkehr der Mitarbeiter zum und vom Arbeitsplatz. Nur ein Drittel betrifft den Praxisbetrieb selbst – davon zur Hälfe den Energieverbrauch und zur anderen Hälfe den Bereich Technik und Verbrauchsmaterialien. Für den letzten Punkt hat die Dentalindustrie in Deutschland mit der Bundeszahnärztekammer das Ziel „mehr Umweltfreundlichkeit" verabredet – bei Beibehaltung der Funktionssicherheit. Leichter erreichbar sind Einsparungen beispielsweise bei Verpackungsmaterialien und beim Reduzieren von Abfall. Auch lange Transportwege für Einmalprodukte belasteten die Umwelt. Wettbewerbe wie „die grüne Praxis" förderten die Entwicklung und unterstützten die Motivation.