Aktuelles aus der Praxis

Lippenstift: Was man so mit isst...

Nicht wenige Frauen, die gern und viel Lippenstift nutzen, haben sich schon gefragt, wieviel davon zum Beispiel beim Essen und Trinken mit aufgenommen wird: Ist das viel, schadet das? Dieser Frage widmete sich jüngst auch das Magazin „test" der Stiftung Warentest. Untersucht wurden verschiedene Lippenstiftprodukte einer speziellen Farbgebung, in diesem Fall: Rosenholztöne. Zuerst einmal hat das Test-Team errechnet, wie viel Lippenstift bei täglicher Nutzung pro Jahr „mitgegessen" wird: Bis zu fünf Lippenstifte seien es, so die Tester, und insofern sei es schon relevant, ob die Stifte möglicherweise schädliche Inhaltsstoffe haben. Im Ergebnis war keiner der geprüften Lippenstifte ganz schadstofffrei, insofern gab es auch kein Produkt, das mit gut oder sehr gut benotet wurde. Am Preis jedenfalls kann man die Qualität nicht festmachen – unter den beiden, die ein Mangelhaft erhielten aufgrund belasteter Zusammensetzung, war eines aus der eher preiswerten Klasse und das andere aus dem hochpreisigen Couture-Bereich. Die beiden besten aus dem Kreis der anderen Produkte, die alle mit befriedigend bewertet wurden, waren ein Produkt eines Naturkosmetik-Herstellers und eines des größten weltweit verbreiteten Kosmetikunternehmens. Als problematisch gelten Bestandteile wie Erdöle, synthetische Kohlenwasserstoffe und das „Sonnenschutzmittel" Titandioxid. Vor der Lippenstift-Anwendung gewarnt werden musste allerdings nicht: Derzeit bewegt sich die Risiko-Einschätzung noch auf niedrigem Niveau, und die Inhaltsstoffe sind nicht verboten.

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Wurzelbehandlung: Ja – trotz Ängsten?

Zum Thema Wurzelbehandlung sind nach wie vor in der Bevölkerung viele schmerz-assoziierte Vorurteile präsent – in der Regel stammen sie aus „alten Zeiten", in denen an die nachhaltigen und vergleichsweise eher sanften Verfahren von heute noch gar nicht zu denken war. Gewandelt hat sich aber nicht nur die Technik und die wissenschaftliche Erkenntnis, sondern auch das Wertebild zur Bedeutung der körpereigenen Materialien gegenüber dem Einsatz von Fremdstoffen als Ersatzprodukt. Das wird besonders an einer Studie Göttinger Wissenschaftler deutlich, die Patienten nach einer Wurzelbehandlung fragten, ob sie diese – trotz mancher unterschiedlich intensiv erlittenen Schmerzen – noch einmal durchführen lassen würden. Das Ergebnis, über das ein zahnmedizinisches Fachmagazin berichtete, zeigt: Fast 90 % aller Befragten würden sich trotz aller Belastungen erneut für eine Wurzelbehandlung entscheiden. Der möglichst lange Erhalt des natürlichen Gewebes wurde ebenso gut bewertet wie die Aspekte Kosten, Aussehen und natürliche Kaufähigkeit. Die Wissenschaftler empfehlen aufgrund der Rückmeldungen, für eine Wurzelbehandlung nicht zuletzt auf diese Behandlungsform besonders ausgerichtete Praxen aufzusuchen.

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Fluorid: „unentbehrliches Arzneimittel“

Während hierzulande die Diskussion oft zwischen den Meinungspolen hin und her läuft – Fluorid ist gut, Fluorid ist schlecht – hat jetzt die WHO ein klares Wort gesprochen: Die Weltgesundheitsorganisation hat zahnmedizinische Produkte mit Fluorid in ihre Liste der „unentbehrlichen Arzneimittel" aufgenommen. Das ist eine sehr klare Haltung. Auch, was die Relevanz betrifft: In den letzten Jahren galt Fluorid, eine Art Salz, eher als ein Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralstoffe. Nun wird Fluorid als Medikament bewertet. Wie aktuell eine Fachzeitschrift berichtet, ist nicht zuletzt sein Einsatzgebiet als Schutz vor Karies schwerwiegend und relevant genug für diese Umklassifizierung. Die Eingruppierung in den Bereich „unentbehrliches Arzneimittel" bedeutet: Die WHO sieht das Produkt als so sinnvoll an, dass alle Menschen stets Zugang zu Fluorid (und den anderen in dieser Rubrik gelisteten Stoffen) haben und alle Regierungen sicherstellen sollen, dass der Bevölkerung Verfügbarkeit und erschwingliche Kosten ermöglicht werden. Der Welt-Zahnärzte-Verband FDI unterstützt das WHO-Vorgehen: Diese neue Vorgabe könnte die Chance, dass mehr Menschen als bisher von der weltweit verbreitetsten Erkrankung verschont bleiben, verbessern. Gut sei, dass die WHO damit auch Munderkrankungen als Erkrankungen anerkennt und deren Vorbeugung unterstützt.

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Studie: Zahnseide – Ja oder Nein?

Zahnseide gehört zu den Mundhygiene-Hilfsmitteln, die bei manchen Menschen auf Ablehnung stoßen: Die Handhabung sei zu kompliziert. Insofern ist es interessant, dass sich eine Studie (North Carolina, USA) kürzlich der Frage widmete, ob Zahnseide denn auch tatsächlich wirklich relevant für Hygiene und Mundgesundheit ist. Im Blickpunkt der Wissenschaftler standen vor allem Auswirkungen auf Zahngesundheit und Zahnbettgesundheit, insbesondere mit Blick auf die Mundgesundheit der älteren Bevölkerung: Ihr Gewebe reagiert anfälliger auf Belastungen. Es zeigte sich, dass ältere Menschen eher seltener Zahnseide nutzen als jüngere, und von den Nicht-Anwendern nutzten weniger Menschen die regelmäßigen Kontrolltermine bei ihrem Zahnarzt. Deutlich wurde, dass vor allem Frauen und Menschen mit höherem Bildungsgrad Zahnseide in ihr Mundhygiene-Ritual einbezogen. Die über 5 Jahre laufende Studie, die auch weitere Entwicklungen berücksichtigen konnte, legte klar einen Zusammenhang zwischen Zahnseide-Nutzung und deutlich besser Mundgesundheit dar. Zahnseide-Nutzer neigten zudem deutlich seltener zu Zahnverlust als die Vergleichsgruppe. Die Wissenschaftler empfehlen den Praxen, so früh wie möglich Zahnseide als festen Bestandteil in die Mundhygiene-Instruktionen mit aufzunehmen, und den Patienten, sie fest in ihr persönliches Zahnputz-Ritual zu integrieren.

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Implantate: Gibt es eine Titanallergie?

Es ist keineswegs so, dass Wissenschaft und Praxis in der Zahnmedizin Beobachtungen und Erfahrungen von Patienten mit Materialien oder Behandlungsschritten nicht ernst nehmen: Auch wenn nicht jede „Befindlichkeit" eine fachliche Prüfung beispielsweise durch eine Studie nach sich zieht, gibt es doch immer wieder sehr ernst zu nehmende Hinweise wie beispielsweise zu Verträglichkeiten. In den implantologisch tätigen Praxen hören die Teams manchmal (wenn auch sehr selten), dass ihre Patienten meinen, eine „Titan-Allergie" zu haben. Titan ist das nach wie vor häufigste, zudem am besten erforschten Material für Zahn-Implantate. Ende September dieses Jahres hat sich eine Wissenschaftlergruppe in der DGI, der Fachgesellschaft für Implantologie, zu genauso einem Punkt ausgetauscht: Was passiert im Körper, wenn Patienten meinen, eine Titan-Allergie zu haben? Die Moderatorin der Expertenrunde, Dr. Lena-Katharina Müller (Universität Mainz) berichtete darüber kürzlich in einer Zahnärztezeitung. Deutlich wurde: Eine klassische Allergie auf Titan gibt es nicht, eine Titan-Unverträglichkeit kann aber sehr wohl vorkommen. Grund: Während das Implantat selbst aus reinem Titan besteht, handelt es sich bei der Tragekonstruktion für die Zahnkrone aber um einen Materialmix für die bedarfsgerechte Stabilität. Es kann insofern, so die Wissenschaftlerin, tatsächlich auf manche Inhaltsstoffe einer solchen Legierung allergisch reagiert werden. Eine Werkstoff-Allergie ist leicht zu testen und bei entsprechend bekannten Allergiepatienten im Vorfeld der Behandlung sinnvoll. Schwieriger ist es mit einer „Unverträglichkeit", passende Tests gibt es nicht, insofern bleiben eine gute Anamnese und Befunderhebung wichtig. Da manche Symptome, die Patienten ihrem Implantat zuweisen, bekannt sind für eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen, sollte – so die Wissenschaftlerin – eine Explantation erst dann erfolgen, wenn keine anderen möglichen Ursachen in Frage kommen. Alternativ kann bei entsprechender Ausgangslage beim Patienten bei der Implantation auch auf eine Implantat-Alternative aus Keramik zurückgegriffen werden.

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Studie: sauber – aber nicht rein

Nicht nur Zahnärzte erleben immer wieder, dass Patienten von regelmäßiger und sorgfältiger Mundhygiene berichten – und trotzdem sind die Zähne nicht wirklich sauber und neigen zu Schäden. Auch Patienten selbst erleben manchmal Zahnbelag-Folgen wie Mundgeruch, obwohl sie doch gerade erst Zähne geputzt hatten. Solche Erfahrungen hat ein Forscherteam zum Anlass genommen, sich der Frage zu widmen, warum guter Wille bei der Zahnpflege allein nicht reicht. In manchen Familien werden die Zähne täglich mehrfach geputzt – und trotzdem sind sie nicht sauber. Woher kommt das? Die Gießen-Marburger Forschungsgruppe prüfte daher, inwieweit die Probanden die klassischen Mundhygiene-Empfehlungen überhaupt umsetzen konnten: Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen, Zahnzwischenräume – und nicht zuletzt Wischen statt Schrubben. Es zeigte sich, dass die Kinder die Innenflächen deutlich zu kurz reinigten und die Außenflächen eher schrubbten als sie sanft wischend zu reinigen. Nur: Die Fähigkeiten ihrer Eltern erwiesen sich als kaum besser: Fast jede dritte Zahnbelag-Messstelle am Zahnfleischrand war auch nach dem Zähneputzen nicht wirklich sauber. Der Zusammenhang von Zahnputzverhalten der Eltern und dem der Kinder erwies sich als überdeutlich. Die Wissenschaftler empfehlen, so eine Fachzeitschrift, auch die Eltern in entsprechende Prophylaxe-Schulungen mit einzubeziehen.

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„Kreidezähne“: Antibiotika in der Diskussion

Bereits seit vielen Jahren wird intensiv nach der Ursache der sogenannten „Kreidezähne" gesucht – fachlich: MIH / Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation. Das bedeutet, dass der Zahnschmelz der Kinder nicht stabil „gewachsen" ist und bröckelt. Die Ursache scheint von innen und nicht von außen zu kommen – so weit sind sich die Wissenschaftler heute einig. Insofern gilt der Frage, was „von innen" für die Schmelzstörung verantwortlich sein könnte, die derzeit intensivste wissenschaftliche Arbeit. Wie der „BARMER Zahnreport" vor einiger Zeit aufgrund vorgefundener statistischer Zusammenhänge darstellte, könnten Antibiotika-Gaben in der Wachstumszeit der Kinder zu solchen Zahn-Entwicklungsstörungen führen. Diesem Gedanken folgen derzeit mehrere Forschungsteams – aber auch Kinder- und Jugendärzte, die kürzlich darauf hinwiesen, so eine zahnärztliche Fachzeitschrift, dass daraus keine Umkehrschlüsse gezogen werden dürfen, nun gar keine Antibiotika mehr zu verordnen: Nach wie vor gebe es schwere und die Entwicklung des Kindes belastende Erkrankungen, die dringend der Antibiotika-Therapie bedürfen. Wichtig sei aber, diese auch nur dann einzusetzen, wenn Abwarten und Alternativen keine wirkliche Option sind. Nicht zuletzt die Erkenntnisse rund um die „Kreidezähne" machten deutlich, dass mit noch mehr Verantwortung als bisher schon solche Medikamente eingesetzt werden sollten.

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Parodontitis: Allgemeingesundheit immer wichtiger

Mit den zunehmenden Erkenntnissen rund um die Zusammenhänge von Parodontitis und Allgemeingesundheit verändert sich nicht nur der Blick auf die Auswirkungen, die die bakterielle Zahnbettentzündung auf die Allgemeingesundheit hat: Hier sind bereits viele enge Verbindungen zu Diabetes, Herzerkrankungen und Stoffwechselstörungen bekannt und gut dokumentiert. Mehr und mehr richtet sich der Blick der zahnmedizinischen Wissenschaft nun aber auch auf die umgekehrte Fragestellung: Wie ist der Allgemein-Gesundheitszustand eines Patienten, der eine Parodontitis entwickelt? Warum kann sich die Parodontitis bei diesem Patienten entwickeln, und muss man diesen Patienten anders behandeln als andere? Entsprechendes Wissen hat großen Einfluss auf die Ausbreitung von Zahnbettentzündungen in der Bevölkerung, aber auch auf die Entwicklung einer passgenaueren Therapie. Dass das Geschehen rund um die Parodontitis nicht nur im Mund eine Rolle spielt, sondern alles zusammen betrachtet werden muss, machte vor wenigen Wochen Prof. Dr. Moritz Krebschull aus dem Entwicklerteam der neuen Parodontitis-Leitlinie in einem Fachzeitungs-Interview deutlich. Beispielsweise zeige dieser Denkansatz, dass eine Therapie auf zwei Wegen statt einem erfolgen sollte – einerseits hinsichtlich der Situation im Mund, andererseits aber auch hinsichtlich der allgemeingesundheitlichen Risikofaktoren.

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