Zahnschmerzen fragen nicht danach, ob es gerade eine gute oder eine weniger gute Zeit für deren Behandlung ist. Wenn behandelt werden muss, dann muss es sein. Dafür sind die Zahnarztpraxen in Deutschland auch in Corona-Zeiten da. Trotzdem ist manches anders als gewohnt. Worauf man heute achten und was man auch als Patient bedenken muss, hat kürzlich der Deutsche Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) zusammengestellt und veröffentlicht. Zuerst einmal sollten Termine telefonisch ausgemacht werden. Man sollte auch darauf vorbereitet sein, dass man nach eigener Erfahrung mit dem Corona-Virus befragt wird – also ob man erkrankt war und/oder ob das Virus in einem positiven Test nachgewiesen wurde. Falls man in (vom Gesundheitsamt angeordneter) Quarantäne lebt, muss dies auch der Zahnarztpraxis übermittelt werden, damit entsprechende Vorkehrungen zum Schutz aller Seiten getroffen werden können. Selbst wenn es keine bereits festgestellte Corona-Erkrankung gibt, muss das Praxispersonal wissen, ob typische Erkältungsanzeichen vorliegen wie Husten, Fieber, Schnupfen – und auch ein Hinweis auf Durchfall ist wichtig: All diese Symptome beispielsweise könnten auch auf eine Corona-Virus-Erkrankung hindeuten. Dass das Praxispersonal mit vielfältigen Schutzmaßnahmen bis hin zu einem Gesichts-Visier angetroffen wird, dient der Gesundheitsvorsorge aller. Das Team sieht anders aus als gewohnt. Aber man darf sicher sein: Der Zahnschmerz wird genauso gut behandelt wie immer.
Wie eine renommierte zahnärztliche Fachzeitschrift kürzlich berichtete, sprechen sich nicht nur Ärzte und Zahnärzte, sondern auch Patienten dafür aus, dass Diabetes-Typ-2 auch in der Zahnarztpraxis diagnostiziert werden sollte. Das ist das Ergebnis einer Studie an der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität Birmingham. Ohnehin hat bereits im vergangenen Jahr eine internationale Leitlinie aus dem Bereich Medizin und Zahnmedizin mehr Zusammenarbeit von Zahnärzten und Ärzten gefordert – Hintergrund ist, dass eine Zahnbett-Entzündung (Parodontitis) nachweislich erheblichen Einfluss auf den Verlauf einer Diabetes-Typ-2-Erkrankung hat, nicht zuletzt auch im Bereich der Therapie. In der Zahnarztpraxis, die Anlauf-Stelle nicht zuletzt bei Zahnbett-Erkrankungen ist, könnten Fragebögen und Bluttests einen Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung ergeben und damit den Bedarf nach einer Weiterbehandlung in einer entsprechenden Fachpraxis. Eine solcherart abgestimmte Zusammenarbeit von Zahnärzten und Ärzten stuften auch die Patienten als begrüßenswert sein: Ihnen kam besonders entgegen, dass die Ergebnisse frühzeitig zur Verfügung stehen könnten.
Seit vielen Jahren erkunden Partner-Universitäten der Weltgesundheitsorganisation WHO unter anderem das Mundhygieneverhalten von Kindern und Jugendlichen – für Deutschland leistet dies das Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Halle/Saale. Bei der aktuellen Studie, deren Ergebnisse Anfang März 2020 veröffentlicht wurden, stellte sich heraus: Während nur jedes sechste Mädchen (befragt waren rund 4000 Schulkinder ab 5. Klasse) angab, sich lediglich einmal täglich die Zähne zu putzen, bestätigte jeder vierte Junge das nachlässige Verhalten. Das Geschlechter-Ergebnis, dass sich mehr Mädchen als Jungen die Zähne mehr als einmal täglich putzen, blieb über alle befragten Altersklassen vergleichbar. Dennoch gab es einen bemerkenswerten Unterschied: Im Verlauf der Pubertät blieb das Zahnputzverhalten der Mädchen auf dem vergleichsweise hohen Niveau, während dasjenige der Jungen mit zunehmendem Alter weiter absank. Einen bei Jungen offenbar deutlichen Einfluss auf das Putzverhalten hat der soziale Status der Familie: Während Mädchen unabhängig vom Sozialstatus des Elternhauses eine hohe Putzhäufigkeit zeigten, war sie bei den Jungen höher, je höher auch der Sozialstatus der Familie war. Insbesondere bei Jungen aus Familien mit zweiseitigem Migrationshintergrund war das Putzverhalten deutlich optimierungsbedürftig – auch im Vergleich zu Jungen aus Familien ohne Migrationshintergrund. Gibt es auch Kinder/Jugendliche, die sich überhaupt nicht die Zähne putzen? Laut Studie: Ja. Fast 4 Prozent der Jungen und 1,8 Prozent der Mädchen.
Bei einer kieferorthopädischen Behandlung geht es in der Regel darum, einen Zahn oder mehrere Zähne so in ihrer Lage im Mund zu verändern, dass schließlich eine natürliche gerade Zahnreihe entsteht und die Zähne störungsfrei zusammenarbeiten können. Für ein gesundes Gebiss ist aber nicht nur die möglichst naturgemäße Stellung der Zähne wichtig, sondern auch, dass die Zähne selbst gesund sind. Je nach kieferorthopädischer Apparatur, die für die Zahnbewegung genutzt wird, kann diese aber auch eine Belastung darstellen: In den engen Nischen und an den Kanten der Apparaturen bleiben bei nicht ganz perfekter Mundhygiene manche Zahnbelagreste, aber auch Nahrungsmittelspuren hängen und führen über die Stoffwechsel-Absonderungen der Mundbakterien zu Säure-Angriffen auf den Zahnschmelz. Hier haben sich bereits in der allgemeinen Mundhygiene Fluoride bewährt, die den Zahnschmelz wiederstandfähiger gegen diese Säureschäden machen. In einer aktuellen Studie, die vor wenigen Tagen der Mundgesundheitsinformationsdienst „proDente" veröffentlichte, wurde nun untersucht, ob gezielt eingesetzte Fluoride auch im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung sinnvoll sein können. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatte sowohl die Testgruppe mit einer zusätzlichen Fluorid-haltigen Mundspüllösung als auch diejenige mit zweimal täglicher Nutzung einer hochfluoridhaltigen Zahnpasta deutlich weniger Karies-Schäden am Zahnschmelz.
Wer sich in einem Drogeriemarkt oder einer Apotheke bei den Mundhygienehilfsmitteln umschaut, wird mittlerweile eine lange Reihe an Produkten finden – auch solchen, die für die Reinigung der Zahnzwischenräume vorgesehen sind. In diesen zwischen den Zähnen fast versteckten Bereichen sammeln sich gern Essenssreste, weil sie beim normalen Zähneputzen nicht erwischt wurden. So bleibt genug Nahrung für die Karies-Bakterien, die mit ihren Säuren den Zahnschmelz auflösen. Es ist also mehr als sinnvoll, sich auch mit der Reinigung dieser eher versteckten Zonen im Mund zu befassen. Die Frage ist daher berechtigt: Was hilft hier am besten? Damit hat sich auch die Stiftung Warentest befasst, die kürzlich das Ergebnis ihrer entsprechenden Untersuchung veröffentlicht hat. Und das war etwas gespalten. Als am preiswertesten und gründlichsten erwies sich die Zahnseide – aber auch als für viele Patienten schwer zu handhaben. Auch mit den Zahnseidensticks waren die Warentestler nicht wirklich zufrieden. Von allen anderen Produkten überzeugten am ehesten die kleinen „Interdentalbürstchen", die eine gute Reinigungsleistung aufwiesen. Allerdings sollte man sich auch hier vor dem Einkauf und der Nutzung in seiner Zahnarztpraxis beraten lassen: Es gibt die Bürstchen in unterschiedlicher Größe und Form, und man sollte wissen, wie man sie am besten nutzt.
Diese Frage stellen immer wieder Leser in Fachforen im Internet oder auch bei Informationsveranstaltungen: Darf man nach einem chirurgischen Eingriff Milch trinken – oder besser nicht? Nun gibt es darauf eine recht fundierte Antwort, wie die zentrale zahnärztliche Fachzeitschrift „Zahnärztliche Mitteilungen" vor wenigen Tagen berichtete: Eine Zahnärztin und ein Hochschulprofessor in Deutschland haben eine entsprechende Umfrage unter Allgemeinzahnärzten und Fachzahnärzten für Oralchirurgie gestartet und die Rückläufe ausgewertet. Die Bilanz: uneindeutig. Fast zwei Drittel aller Allgemeinzahnärzte rieten vom Milchtrinken und dem Verzehr von Milchprodukten ab, aber nur etwas über 40 % der Oralchirurgen. Interessantes Nebenergebnis: Zu diesem Thema gibt es keine den Autoren bekannt gewordenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen, und es scheint ein eher deutsches Thema zu sein. Warum die Frage, ob Milch-Produkte genutzt oder zeitweise vermieden werden sollten, überhaupt diskutiert wird, hängt unter anderem damit zusammen, dass Milch die Wirksamkeit von Antibiotika reduzieren soll. Das träfe, so die Studienleiter, auf manche Antibiotika zwar in der Tat zu – nicht aber auf diejenigen, die üblicherweise in der Zahnmedizin eingesetzt würden. Auch die erwarteten negativen Milch-Einflüsse auf die Keimbelastung konnte das Autorenteam widerlegen. Die Schlussfolgerung: Dass Milch negative Auswirkungen hat, sei evidenzbasiert nicht zu belegen.
Mehrere zahnärztliche Berufsorganisationen und wissenschaftliche Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) haben kürzlich darauf hingewiesen, dass die zahnärztliche Versorgung derzeit den Patienten weitgehend zur Verfügung steht. Ein Argument dafür: Während beispielsweise eine Erkältung auch ohne ärztliche Behandlung in der Regel nach ein paar Tagen abebbt, heilen Zahnschäden nicht von allein aus. Wo sich eine Karies entwickelt, muss frühestmöglich eingegriffen werden. Wo ein Zahn abgebrochen oder eine Wurzel entzündet ist, muss sofort behandelt werden. Trotzdem wird auch in den Zahnarztpraxen für gegenseitigen Schutz gesorgt – mit Blick auf die Patienten gleichermaßen wie auf die Zahnärzte und das ganze Praxisteam. Um in der angespannten Situation, auch hinsichtlich der medizinischen Schutzausrüstung, dafür Sorge zu tragen, dass die Zahnarztpraxis möglichst infektionsfrei bleibt, werden derzeit aufschiebbare Behandlungen oft auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verlegt. Zudem ist es wichtig, dass die Praxis vor dem Aufsuchen informiert ist, ob aktuell eine Corona-Infektion vorliegt oder vorliegen könnte – entsprechend können Vorbereitungen getroffen werden, diese Patienten, so der Behandlungsbedarf akut ist, getrennt von den übrigen Patienten zu platzieren. Möglicherweise werden, sofern das in der Region gegeben ist, Patienten mit Infektion oder Infektionsverdacht auch an eine entsprechend ausgerüstete Zahnklinik überwiesen. Diese „besonderen Zeiten" gehen auch an der zahnärztlichen Versorgung nicht vorbei – wenn Patienten und ihr Praxisteam gut zusammenarbeiten, lassen sich Probleme aber weitgehend vermeiden
Bei einem Kongress zum Thema Alterszahnmedizin vor einigen Wochen berichtete die Universitätswissenschaftlerin Prof. Dr. Andrea Schmidt-Westhausen (Charité) über den Bedarf nach angepassten Konzepten für die zahnärztliche Betreuung alter Patienten. Der Blick solle nicht nur dem notwendigen Zahnersatz gelten, sondern dem ganzen Mundsystem und hier nicht zuletzt dem großen Bereich der Mundschleimhaut. Nicht zuletzt durch die Belastung seitens Prothesen, aber auch durch Veränderungen aufgrund von Medikamenten, von zu wenig Speichel und zu viel Alkohol oder Nikotin kann die Mundschleimhaut in eine Entwicklung geraten, die behandlungsbedürftig ist. Wenn alte Patienten in ein regelmäßiges Präventionskonzept eingebunden sind, so Professorin Schmidt-Westhausen, lassen sich beispielsweise auch erste Anzeichen von Mundkrebsentwicklungen frühzeitig erkennen und beseitigen. Zudem besteht die Chance, dass frühzeitig Schäden, die durch nicht gut sitzende oder nicht mehr passende Prothesen entstehen, behoben und einer weiteren Gewebe-Zerstörung vorgebeugt werden können.