Antibiotika-Resistenz: auch ein Thema für die Zahnmedizin

Auch im Bereich des Mundes spielen Infektionen und entsprechende Therapeutika, die diese Entzündungen zurückdrängen sollen, eine Rolle. Einerseits werden solche Arzneimittel eingesetzt, um bereits bestehende Infektionen auch „von innen" zu behandeln. Andererseits werden in entsprechenden Fällen Antibiotika auch prophylaktisch gegeben, um bei anstehenden invasiveren Eingriffen in Kieferknochen und Gewebe Infektionen vorzubeugen und damit – nur beispielsweise – Patienten mit Herzklappen vor den durch den Blutkreislauf herumwandernden Keimen aus dem Mund zu schützen. Ein Vorgehen, das nachvollziehbar und sinnvoll erscheint – aber auch eines, das ebenso viele Chancen wie Risiken birgt: Die Anzahl resistenter Keime, auch im Bereich der mundtypischen Bakterien, wächst ständig. Wie eine aktuelle Studie einer weltweit arbeitenden Fachgesellschaft für Antibiotika-Resistenzen ergab, hätten allein im Jahr 2019 mehrere hunderttausend Todesfälle vermieden werden können, wenn man die Erkrankten hätte sachgerecht medikamentös therapieren können – was nicht möglich war, weil die entsprechenden Krankheitsverursacher resistent gegen Antibiotika waren. Insbesondere Lungenentzündungen werden immer kritischer, da hier besonders häufig resistente Keime vorzufinden sind. Die Aussichten der genannten Fachgesellschaft für die Zukunft sind eher dramatisch. Schon heute zeigen sich auch bei Infektionen im Zahngewebe (Parodont) erste resistente Bakteriengruppen. Die moderne Zahnmedizin empfiehlt entsprechend, vor Einsatz eines Antibiotikums, das nachweislich eine gute Wirkung hätte, abzuwägen, ob es nicht auch andere Wege zur Reduzierung der Keimbelastung gibt – weltweit müsse gemeinsam dafür gekämpft werden, den sehr gut wirkenden Antibiotika ihre Kraft zu erhalten und nicht durch zu große Verbreitung und sich dadurch entwickelnde Resistenzen zu nehmen.

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