Mundbakterien: Manche bauen Häuser

Moderne bildgebende Verfahren erlauben heute immer weiter gehende Blicke auf mikroskopisches Geschehen im Körper – und führen daher dazu, dass man immer mehr über Zusammenhänge weiß und bei kritischer Entwicklung sinnvolle Lösungsansätze findet. Auch rund um das Kariesgeschehen gibt es immer mal wieder neue Erkenntnisse. Vor wenigen Wochen veröffentlichten Wissenschaftler einer US-amerikanischen Universität Ergebnisse ihrer Beobachtung des Mund-Biofilms, also der Bakterienkultur, die als „Plaque" auf den Zähnen liegt. Längst identifiziert als Verursacher von Karies ist das Bakterium Streptococcus mutans (S.mutans). Diesmal interessierte die Wissenschaftler, wie diese Plaque eigentlich aufgebaut ist, ob sie eine Struktur hat und wenn ja, welche. Was sie fanden, sieht so ähnlich aus wie das Corona-Virus: im Kern davon S.mutans. Außen herum angelagert: eine Schicht anderer Mikroben. Bei vertiefenden Tests wurde nun auch erkennbar, warum S.mutans zu Recht als Kernproblem für Zahnschmelzschäden erachtet wird: Während alle anderen Bakterienarten im Zahnbelag sich zahnschmelz-neutral verhielten, gab es da, wo Kontakt von Zahn und S.mutans bestand, säurebedingte Schmelzauflösungen. Mit einer Art Haus, einer Hülle, baut sich das Bakterium einen Schutz gegen Angriffe von außen. Behandlungskonzepte, die den Keim im Mund reduzieren sollen, müssen also erst einmal die Tür dieses Hauses öffnen. Dass es Sinn macht, den Belag so komplett wie möglich durch Mundhygiene zu entfernen, wird durch die Studienergebnisse weiter untermauert.

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