Aktuelles aus der Praxis

Diabetes: Zahnimplantate möglich?

Die Frage, ob Zahnimplantate auch eine für Diabetiker sinnvolle Zahnersatz-Lösung darstellen, ist eigentlich schon länger beantwortet: Ja, das sind sie. Die Frage stellte sich, weil Diabetes mellitus eine Stoffwechsel-Erkrankung ist, bei der das Heilungsgeschehen negativ beeinflusst sein kann. Eine gute Einheilung ist für in den Kieferknochen eingesetzte Implantate aber überlebenswichtig. Es hat sich gezeigt, dass vor allem ein gut eingestellter Diabetes einer erfolgreichen Implantation nicht im Wege steht. Neueste Erkenntnisse gehen sogar noch weiter: Selbst dann, wenn ein Diabetes nicht ganz so perfekt austariert ist, heilen, wenn auch etwas langsamer, Implantate bei verzögerten Verfahren (ohne Sofort-/Frühbelastung) in der Regel gut ein. Was alles beachtet werden muss, hat jetzt eine neue Leitlinie zusammengestellt, die in der Mitgliederzeitschrift der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) veröffentlich wurde. An die Patienten geht hier die Empfehlung, hinsichtlich ihrer Diabetes-Situation gut vorbereitet den Zahnarzt zu informieren – nicht nur über ihre Erkrankung selbst, sondern, wenn möglich, auch über ihren aktuellen HbA1c-Wert, also den durchschnittlichen Gehalt an „Zucker" im Blut. Worauf zu achten ist:  Diabetes-Patienten haben offenbar eine leicht höheres Risiko, eine Periimplantitis (Entzündung des Gewebes um das Implantat) zu entwickeln und bedürfen eines engeren Recalls als gesunde Patienten.

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Zähnepressen: bei Tag und bei Nacht

Der Mund ist ein sehr austariertes System von Kraft und Empfindlichkeit: Kommen beim Kauen die Zähne aufeinander, arbeiten sie so zusammen, dass die Kraft die Nahrung zerkleinert – und die Empfindlichkeit der unter den Zähnen liegenden „Druck-Sensoren" die natürliche Belastung ans Gehirn meldet. Und auch die unnatürliche, wenn man beispielsweise unerwartet auf einen Kirschkern beißt: Dann stoppt der Kauprozess sofort. Belastet werden bei manchen Menschen die Zähne und die Kiefer aber nicht nur beim Essen: Während der Mund im Ruhezustand normalerweise entspannt ist und Ober- und Unterkiefer locker und kontaktlos bleiben und die Zunge eher am Gaumen ruht, pressen unter Stress stehende Menschen die Kiefer aufeinander oder reiben sie auf unnatürliche Weise: Sie knirschen. Wie aktuelle wissenschaftliche Arbeiten zeigen, die kürzlich in einem Fachjournal veröffentlich wurden, ist es keineswegs so, dass man nachts eher knirscht und tagsüber eher presst: Sie fanden heraus, dass Knirschen und Pressen (Parafunktionen, Bruxismus) während der Schlafzeit sogar abwechseln können, je nach Schlafphase. Und während man annahm, dass Knirschen, Pressen und Schnarchen irgendwie zeitlich zusammengehören könnten, weiß man heute, dass das eher nicht der Fall ist: Die Parafunktionen finden in unterschiedlichen Schlafphasen statt. Aber es zeigte sich auch: Vier von fünf Schnarchern zeigten Folgen von Bruxismus. Je nach Ursache und Umfang der Parafunktionen arbeiten Zahnärzte, Kieferorthopäden und andere Fachdisziplinen bei der Behandlung zusammen.

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Rauchen: Auch Dampfen ist riskant

Wer von Zigaretten auf andere Formen des Rauchens ausweicht, schützt sich nicht vor den bekannten Schäden, die Tabakkonsum auf die Mundgesundheit hat: Darauf verwies kürzlich der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, in einem Beitrag für einen Fachinformationsdienst. Wer E-Zigaretten nutze, inhaliere dessen Inhaltsstoffe ebenfalls durch den Mund. Besonders relevant ist hier neben Nikotin ein Mix aus Chemikalien, darunter Aromastoffe und auch Glyzerin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass der „Dampf" krebserregende Stoffe enthalte. Spezifische Aromastoffe könnten für Zellschädigungen mitverantwortlich sein. Zwar habe eine Untersuchung des Bundesinstitutes für Risikobewertung ergeben, dass die Schadstoffmenge bei E-Zigaretten unter derjenigen der üblichen liegt – für die Gesundheit wichtiger ist aber, dass diese Dampf-Zigaretten zu mehr Belastung des Körpers mit schädlichen Stoffen führen. Zudem sei das Suchtpotential keineswegs geringer. Auch Patienten, die „dampfen" statt „rauchen", müssen vor Schäden an der Mundschleimhaut bis hin zu Mundhöhlenkrebs bewahrt werden, zudem vor intensiven Zahnbettentzündungen. Sie sollten also noch häufiger als Nichtraucher ihre Mundgesundheit bei Kontrollterminen in der Zahnarztpraxis prüfen lassen.   Bild: iStock/licsiren

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Hormone: Auswirkungen auf Mundgesundheit

Dass Hormone und Mundgesundheit eine Verbindung haben, weiß man nicht zuletzt durch schwangerschaftsbezogene Veränderungen an der Mundschleimhaut. Wie eine aktuelle Veröffentlichung in einem internationalen gynäkologischen Fachjournal zeigt, gibt es weitere Zusammenhänge, die zu beachten sind. So hat sich gezeigt,  dass Veränderungen im Stoffwechsel und hier besonders im Hormonhaushalt nicht nur zu Zyklusstörungen und Bildung von Eierstock-Zysten und auch Unfruchtbarkeit führen können: Frauen mit entsprechender Gesundheitsstörung im jüngeren gebärfähigen Alter hatten, so die Wissenschaftler der entsprechenden Studie an einer türkischen Universität, auch deutlich tiefere Zahnfleischtaschen, die auf Entzündungen im Zahnhalteapparat zurückgehen. Die Forscher empfehlen daher, Patientinnen mit einer bekannten Hormonstörung noch intensiver vorbeugend in die zahnärztliche Betreuung einzubeziehen und hier auf die Zahnbettgesundheit besonders zu achten. Weitere Einflüsse der hormonellen Stoffwechselstörung auf die Mundgesundheit sind bei dieser fokussiert angelegten Studie nicht entdeckt worden.

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Im Blick der Zahnmediziner: das Essen

Eigentlich ist es erstaunlich, dass sich erst in vergleichsweise jüngerer Zeit Zahnärzte nicht nur mit den Zähnen, den Kieferknochen, der Mundmuskulatur und der Mundschleimhaut befassen, sondern auch mit dem, wofür diese ganzen Körperteile zuständig sind: dem Essen. Schließlich hat auch die Art der Ernährung die Zähne geformt, und anhand verschiedener Zahnformen kann selbst Jahrtausende nach dem Tod eines Lebenswesens erkannt werden, wovon es sich hauptsächlich ernährt hat. Vor wenigen Wochen veröffentlichten nun führende deutsche zahnmedizinische Wissenschaftler eine Übersicht zum Thema Ernährung in einem renommierten zahnärztlichen Fachjournal. Ernährung habe eine erhebliche zahn/medizinische, wissenschaftliche, ökonomische, ökologische und auch eine politische Bedeutung, so ihre Bilanz. Ihr Blick galt vor allem solchen Bestandteilen der Nahrungsaufnahme, die auch zahnärztlich weit vorne im Blickpunkt liegen, hier insbesondere der Zucker, aber auch Mikronährstoffe und Vitamine. Ihre Bilanz: Was im Mund schadet, wie beispielsweise Zucker, hat weit über den Mund hinaus Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit – Ernährung müsse daher noch mehr als heute schon aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden, dazu gehöre auch der zahnmedizinische. Insofern erweitere sich auch das zahnärztliche Behandlungsspektrum um den Aspekt Ernährungsberatung, beispielsweise um Hinweise rund um Chancen und Risiken von Diäten.  

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Mundbakterien: Manche bauen Häuser

Moderne bildgebende Verfahren erlauben heute immer weiter gehende Blicke auf mikroskopisches Geschehen im Körper – und führen daher dazu, dass man immer mehr über Zusammenhänge weiß und bei kritischer Entwicklung sinnvolle Lösungsansätze findet. Auch rund um das Kariesgeschehen gibt es immer mal wieder neue Erkenntnisse. Vor wenigen Wochen veröffentlichten Wissenschaftler einer US-amerikanischen Universität Ergebnisse ihrer Beobachtung des Mund-Biofilms, also der Bakterienkultur, die als „Plaque" auf den Zähnen liegt. Längst identifiziert als Verursacher von Karies ist das Bakterium Streptococcus mutans (S.mutans). Diesmal interessierte die Wissenschaftler, wie diese Plaque eigentlich aufgebaut ist, ob sie eine Struktur hat und wenn ja, welche. Was sie fanden, sieht so ähnlich aus wie das Corona-Virus: im Kern davon S.mutans. Außen herum angelagert: eine Schicht anderer Mikroben. Bei vertiefenden Tests wurde nun auch erkennbar, warum S.mutans zu Recht als Kernproblem für Zahnschmelzschäden erachtet wird: Während alle anderen Bakterienarten im Zahnbelag sich zahnschmelz-neutral verhielten, gab es da, wo Kontakt von Zahn und S.mutans bestand, säurebedingte Schmelzauflösungen. Mit einer Art Haus, einer Hülle, baut sich das Bakterium einen Schutz gegen Angriffe von außen. Behandlungskonzepte, die den Keim im Mund reduzieren sollen, müssen also erst einmal die Tür dieses Hauses öffnen. Dass es Sinn macht, den Belag so komplett wie möglich durch Mundhygiene zu entfernen, wird durch die Studienergebnisse weiter untermauert.

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Kieferfehlstellungen: komplexe Behandlung

Wenn Ober- und Unterkiefer nicht passgenau gegenüberstehen, kommt es zu Kontaktproblemen: Es ist leicht nachvollziehbar, dass mit einem derartigen Problem auch verschiedene Schmerzen einhergehen. Treffen zwei Zähne unnatürlich aufeinander, kann dies zu heftigem Druckschmerz führen, zu Kopfschmerzen, zu einer Störung der Kiefermuskulatur und auch der Kieferbewegungen. Aber bei körperlichen Beschwerden bleibt es oft nicht, wie verschiedene Studien zeigen, über die kürzlich ein zahnärztliches Journal berichtete: Manche Menschen werden durch ihre Kieferfehlstellung dermaßen belastet, dass sie eine Depression entwickeln. Wie die Studien zeigen, ist zwar – bei leichteren Zahnfehlstellungen – mit einer Zahnschutzschiene oft bereits eine erste leichte Besserung erreicht, an sich aber muss meist verschiedene Fachexpertise in die Behandlung einbezogen werden. Dabei geht es darum, nicht nur den Grund der individuellen Fehlstellung zu erkennen, um ansatzgerecht medizinisch behandeln zu können, sondern auch den Grund für die seelische Belastung. Insofern empfehlen die Wissenschaftler eine interdisziplinäre Behandlung, bei der Kieferorthopäden steuernd mitwirken und ihre spezifische Erfahrung einbringen, die Zusammenarbeit mit Pharmakologen hinsichtlich einer passgenauen medikamentösen Begleitung, möglicherweise auch die Einbeziehung von Kieferchirurgen für anpassende Eingriffe, von Psychotherapeuten für das Einüben von Verhaltensänderungen und von Akupunktur-Experten, die beispielsweise begleitende Verspannungen lockern könnten. Der Aufwand ist groß, der Bedarf aber auch: Für viele Patienten ist die Lebensqualität erheblich eingeschränkt mit nachhaltigen Folgen auch für ihre weitere Gesundheit.  

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Gesunde Mundhöhle: Schutz vor Corona

Auch die Dachgesellschaft der deutschen zahnmedizinischen Wissenschaft, die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen (DGZMK), hat sich mit Corona, Ursachen und Folgen befasst. Ihr Resümee, das sie vor Kurzem in einer großen zahnärztlichen Fachzeitschrift veröffentlichte: Eine gesunde Mundhöhle ist eine gute Barriere gegen Krankheiten ganz allgemein und auch gegen den Corona-Virus Sars-CoV-2. Ein gesunder Mund biete eine starke Abwehrkraft am relevanten Ort der Entstehung der Erkrankung: im Mund- und Rachenraum. Die Infektion könne durch gesundes und intaktes Mundgewebe reduziert und ihr Verlauf abgeschwächt werden. Liegt dagegen eine Parodontitis vor, also eine Zahnbettentzündung mit vielen offenen Schnittstellen zu Blutgefäßen, öffne dies den Viren „Tür und Tor" zum Eindringen in den Körper. Für Patienten bedeute ein gesunder Mund daher auch hinsichtlich der Infektionsabwehr ein großes Plus – Präventionsangebote in der Zahnarztpraxis sollten daher auch aus Infektionsschutzgründen angenommen werden. Erste Studien zeigten zudem, dass der Nachweis einer Infektion mit dem Corona-Virus über einen Speicheltest besser erkennbar sei als über den heute noch üblichen Rachenabstrich. Hier müsse weiter an praxisnahen Angeboten geforscht werden.

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