Aktuelles aus der Praxis

Ältere Patienten: mehr Prävention

Bei einem Kongress zum Thema Alterszahnmedizin vor einigen Wochen berichtete die Universitätswissenschaftlerin Prof. Dr. Andrea Schmidt-Westhausen (Charité) über den Bedarf nach angepassten Konzepten für die zahnärztliche Betreuung alter Patienten. Der Blick solle nicht nur dem notwendigen Zahnersatz gelten, sondern dem ganzen Mundsystem und hier nicht zuletzt dem großen Bereich der Mundschleimhaut. Nicht zuletzt durch die Belastung seitens Prothesen, aber auch durch Veränderungen aufgrund von Medikamenten, von zu wenig Speichel und zu viel Alkohol oder Nikotin kann die Mundschleimhaut in eine Entwicklung geraten, die behandlungsbedürftig ist. Wenn alte Patienten in ein regelmäßiges Präventionskonzept eingebunden sind, so Professorin Schmidt-Westhausen, lassen sich beispielsweise auch erste Anzeichen von Mundkrebsentwicklungen frühzeitig erkennen und beseitigen. Zudem besteht die Chance, dass frühzeitig Schäden, die durch nicht gut sitzende oder nicht mehr passende Prothesen entstehen, behoben und einer weiteren Gewebe-Zerstörung vorgebeugt werden können.

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9. Zähneknirschen: tags oder nachts?

Dem Thema Zähneknirschen bzw. Zähnepressen („Bruxen") widmet sich in der wissenschaftlichen deutschen Zahnheilkunde eine spezielle Fachgesellschaft: die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und –therapie / DGFDT. Auf einer Pressekonferenz berichtete sie vor wenigen Wochen über aktuelles Wissen rund um diese Fehlbelastungen der Zähne und der Kieferknochen. Dabei wurde deutlich, dass das bisherige Bild, insbesondere Frauen würden unter Stress-bezogenem Bruxen leiden, nicht stimmt: Den Daten der Fachgesellschaft zufolge sind Männer und Frauen gleich intensiv betroffen. Und auch eine weitere bisher verbreitete Annahme wurde korrigiert: Es ist keineswegs so, dass vor allem nachts „geknirscht" wird. Zumindest bei Erwachsenen ist es im Gegenteil eher so, dass Wachbruxismus häufiger vorkommt als Schlafbruxismus. Auch die Erkenntnisse zu den Ursachen sind gestiegen: Neben dem bereits früh identifizierten Stress als Auslöser sind heute beispielsweise auch Schlafstörungen in den Blickpunkt gerückt, wie sie nach Medikamenten, aber auch zuviel Alkohol oder Nikotin auftreten, aber auch erblich bedingt sein können. Nicht immer ist Bruxen ein Risiko für die Gesundheit – ob das aber der Fall ist oder nicht, kann nur durch eine sorgfältige Untersuchung, möglichst in einer thematisch spezialisierten Zahnarztpraxis eingeordnet werden. Unabhängig davon gilt der Blick der Zahnmedizin dem Schutz der Zähne vor Zerstörung, beispielsweise durch eine sogenannte Knirscherschiene.

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8. Die Zunge: spannender Muskel

Üblicherweise denkt man, solange alles gut funktioniert, beispielsweise über seine Zunge gar nicht weiter nach. Eigentlich schade, wie ein kürzlich erschienener ausführlicher Artikel in einer renommierten deutschen zahnärztlichen Fachzeitschrift zeigt: Was sie leistet, ist vielfältiger als die meisten Menschen ahnen. Dr. Hari Petsos gab in diesem Beitrag einen spannenden Überblick, was man heute alles über die Zunge weiß. Zuerst einmal ist die Zunge nicht, wie in der Überschrift hier verkürzt gesagt, ein Muskel, sondern sie besteht aus einer Vielzahl an verschiedenen miteinander in Verbindung stehenden Muskelsträngen, die es ermöglichen, dass die Zunge und besonders die Zungenspitze in fast jeden Winkel des Mundes geführt werden kann. Die Beschaffenheit der Zunge macht es möglich, dass wir Geschmack fühlen: Während die Papillen im Hauptteil der Zunge alle Geschmacksrichtungen erkennen können, sind bestimmte Bereiche an den mittleren Rändern für „sauer & salzig" zuständig, im vorderen Bereich für süß und am hinteren Ende für bitter. Diese Unterschiede hängen auch mit der Art der Zungen-Papillen zusammen: Es gibt eher fadenförmige, vor allem auf dem großen Hauptbereich der Zunge, die insbesondere für das Tastempfinden zuständig sind, und pilzförmige Papillen, besonders an der Zungenspitze und an den Zungenrändern, für vertiefende Geschmackserfahrungen, aber auch Temperatur-Wahrnehmungen. Einen Blick lohnt auch die Zungenunterseite, wie Dr. Petsos meint: Sie ist dünnhäutig und intensiv durchblutet und taugt daher besonders gut zur raschen Medikamenten-Aufnahme.

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7. Alte Patienten: Medikation beachten

Einem wichtigen Thema widmete sich Anfang des Jahres ein Symposium an der Universitätsklinik Köln: der angemessenen Behandlung von älteren und alten Patienten. Diese stellen nicht zuletzt aufgrund der häufig größeren Anzahl an regelmäßig eingenommenen Tabletten eine besondere Herausforderung an eine anstehende zahnärztliche Behandlung. Wie Prof. Dr. Petra Thürmann (Wuppertal) in ihrem Vortrag deutlich machte, sind insbesondere Medikamente aus der Gruppe der Antibiotika, vor allem aber aus dem Feld der Bisphosphonate ( Medikamente gegen Krebs oder Osteoporose) und Antikoagulantien (Blutgerinnungshemmer) in den Blick zu nehmen. Nicht nur im Hinblick auf die weitgehend bekannten Nebenwirkungen: Viele ältere und alte Patienten sind erstens nicht richtig eingestellt und erhalten, was Untersuchungen zeigten, manche Medikamente von ihren unterschiedlichen Ärzten auch doppelt, manche dagegen gar nicht, obwohl sie in diesem Fall verschrieben werden sollten. Die Folgen unkontrollierter Medikation (Behandlung mit Arzneimitteln) können zu verschiedensten Ausfällen körperlicher Funktionen führen, zu Stürzen, zu Benommenheit, zu weiteren Erkrankungen und in besonders schweren Fällen auch zum Tod. Die Referentin appellierte an die Praxisteams, aber auch an die Familien und Betreuer von älteren und alten Menschen, sich dem Thema Medikation aufmerksamer zu widmen und nicht zuletzt vor einer zahnärztlichen Behandlung die Arznei-Liste mit dem Zahnarzt bzw. der Zahnärztin durchzusprechen. Möglicherweise bedarf es danach auch einer Abstimmung mit dem Hausarzt des Patienten / der Patientin.

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6. Psoriasis: auch gute Mundpflege wichtig

Schuppenflechte („Psoriasis") ist eine Hauterkrankung, die vererbbar ist – ob sie bei einem Patienten auch ausbricht, hängt nicht zuletzt von äußeren Umständen ab wie einer Verletzung der Haut, von einer hohen Belastung durch Stress oder auch durch eine Infektion. Die Schuppenflechte gehört zu den Autoimmunerkrankungen, der Körper richtet Abwehrstoffe gegen seine eigenen Zellen. Das Immunsystem arbeitet also nicht wie vorgesehen. Beim Stichwort Risiko durch eine Infektion kommt auch die Mundgesundheit ins Spiel. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie von Hautärzten der Ohio State University (USA) zeigt, kann zumindest der Verlauf durch optimale Mundhygiene und Vorbeugung von Zahnbettinfektionen (Parodontitis) verbessert werden. Es zeigte sich, dass der Heilungserfolg von Psoriasis offensichtlich in einem Zusammenhang steht mit dem Gesundheitszustand des Mundes: Die Erkrankung konnte um so besser ausheilen, wenn das Zahnfleisch und das Zahnbett entzündungsfrei waren. Auch wenn die Ergebnisse dieser ersten Beobachtung noch durch weitere Patienten-Studien untermauert werden müssen, so die Wissenschaftlergruppe, zeige sich doch ein Hinweis darauf, dass eine Zahnbett-Entzündungen verhindernde Mundpflege einen positiven Effekt auf das Heilungsgeschehen haben kann.

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5. Ärzte: keine optischen Vorurteile

Ein Schweizer Ärzteteam aus einem größeren Klinikum wollte wissen, ob sich Patienten besser oder schlechter behandelt fühlten je nach Optik des Arztes: Sie fragten einen Monat nach Behandlungsende bei rund 18.000 Patienten nach und erkundeten, ob Haarfarbe, Geschlecht oder etwa eine Brille eine Rolle bei der Arztbewertung spielen könnte. Das vor wenigen Wochen veröffentlichte Ergebnis war letztlich beruhigend: Es gab weder nach oben (gute Bewertung) noch nach unten (schlechte Bewertung) ein typisches Merkmal aus der genannten Auswahl. Trotzdem ergab sich ein interessantes Ergebnis: Als die Kriterien mit Mortalität (Anzahl an Sterbefällen) der Patienten in Verbindung gebracht wurden, lagen Ärzte mit grauem Haar an der Spitze der Ärzteliste: Bei ihnen gab es die wenigsten Todesfälle. Das Schweizer Ärzteteam führt dieses Ergebnis aber nicht auf die Haarfarbe, sondern auf das in der Regel mit der Haarfarbe verbundene Lebensalter und die entsprechend höhere Erfahrung zurück. In wieweit die Erkenntnisse auch auf Zahnärztinnen und Zahnärzte in den ambulanten Zahnarztpraxen zutrifft, war nicht Gegenstand und Auslegung der Untersuchung.

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3. Würgereiz: verschiedene Ursachen

Studien belegen, dass nicht wenige Patienten bei zahnärztlichen Maßnahmen zu Würgereiz neigen. Genaue Daten dazu gibt es nicht, wie eine aktuelle Veröffentlichung einer Wissenschaftler-Gruppe in einer zahnärztlichen Fachzeitschrift zeigen, da jeweils nach unterschiedlichen Kriterien gewertet wurde: Unter anderem wurde unterschieden zwischen Würgereiz und extremem Würgereiz unterschieden. Was sich aber zeigte, ist, dass erstens recht viele Patienten betroffen sind, zumal Patienten mit Zahnprothesen, und es zweitens auch sehr unterschiedliche Gründe für diesen Würgereiz gibt. Einerseits reagieren Menschen mit Würgereiz auf physikalische Reize, zum Beispiel Druck auf bestimmte empfindliche Stellen im Mund, auch gibt es Zusammenhänge mit Störungen der Magen-Darm-Gesundheit. Andererseits ist diese Gruppe deutlich niedriger als diejenige, die psychosomatisch mit Würgereiz reagiert. Zumeist hatten Patienten eine unangenehme Erfahrung in der Vergangenheit gemacht, beispielsweise mit einem ungünstigen sogenannten „Abdrucklöffel": Diese Erfahrung ist quasi gespeichert und wird bei der nächsten Situation unbewusst wieder „abgerufen" aus dem Hirn. Auch ungünstige Saugerhaltung kann nachhaltige „Speicherung" im Hirn bedingen und bei der nächsten Behandlung sozusagen automatisch einen Würgereiz auslösen. In der Zahnarztpraxis sollte, so das Wissenschaftler-Team, die Ursache für zumal den extremen Würgereiz erkundet und dann entsprechend gehandelt werden. Beispielsweise gibt es Übungen, die das „gelernte Verhalten" im Hirn überschreiben und so zur Entspannung beitragen. Auch Akupressur auf spezielle Druckpunkte kann den Würgereiz ausschalten.

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4. Studien: elektrische Zahnbürsten vorn

Wie Studien aus den letzten Monaten zeigen, sind elektrische Zahnbürsten für die nachhaltige Mundgesundheit effektiver als Handzahnbürsten: Rund ein Fünftel weniger Zahnverlust konnte festgestellt werden. Das nahm der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, kürzlich zum Anlass, auf diese Ergebnisse noch einmal gesondert hinzuweisen und die Patienten entsprechend zu informieren. Das Interessante: Verglichen wurde bei den Studien die Wirkung bei vergleichbarer Ausgangslage, also dem gleich häufigen Gebrauch der elektrischen beziehungsweise der manuellen Zahnbürste. Die besseren Werte sind also nicht auf häufigere Nutzung zurückzuführen, sondern, wie Professor Oesterreich betonte, auf die optimalere Putzleistung. Auch mit Handzahnbürsten ließen sich sehr gute Ergebnisse erzielen, aber nur bei korrekter Putztechnik – und diese könne nicht jeder Patient leisten. Elektrische Zahnbürsten seien hier eine gute Unterstützung, um solche Putztechnik-Defizite besser auszugleichen. Insbesondere bei Patienten mit Einschränkungen im Bewegungsablauf seien elektrische Zahnbürsten eine große Hilfe. Noch wichtiger als das richtige Mundhygiene-Hilfsmittel sei aber die mentale Einstellung: ein positives Mundgesundheitsbewusstsein als Motivation für regelmäßige häusliche Zahnpflege.

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