Aktuelles aus der Praxis

Zahnmedizinische Wissenschaft: Ethik-Codex verabschiedet

    Auch ein Ethik-Codex muss mit der Zeit gehen und neue Erkenntnisse, aber auch Weiterentwicklungen in Fachwissen und Technik abbilden. Ende November 2022 hat nun die Dachgesellschaft der zahnmedizinischen Wissenschaft, die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) einen neuen Ethik-Codex vereinbart. Wie die DGZMK in der begleitenden Fachinformation mitteilt, wurde damit „ein Codex verabschiedet, der Leitplanken für ethisches Handeln der Zahnärzteschaft aufzeigen soll." Ziel ist der Weg in eine patientenzentrierte zahnärztliche Versorgung, was auch bedeutet: Der Codex soll Zahnärzten und Zahnärztinnen „dabei helfen, die Auswirkungen der Ökonomisierung kritisch zu reflektieren und ihre fachlichen Entscheidungen am Interesse der Patienten und Patientinnen auszurichten." Weiter heißt es in der Veröffentlichung: „Wir werden unsere zahnärztliche Heilkunst gemäß den Geboten der Menschlichkeit ausüben. Dabei werden wir wirtschaftliche Aspekte ethischen Belangen stets nachordnen. Gleichzeitig lehnen wir alle Leistungs-, Finanz-, Ressourcen- und Verhaltensvorgaben ab, die unser ärztliches Handeln und unser ärztlich-ethisches Selbstverständnis einschränken." Der Codex wird künftigen Absolventinnen und Absolventen des Zahnmedizin-Studiums überreicht und soll dazu beitragen, „Orientierung und Sicherheit in normativen Fragen zu vermitteln."

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Parodontitis-Therapie: Aktuelles für Privatversicherte

Nach langen und etwas zähen Verhandlungen hatte Im Sommer 2021 eine Vereinbarung zwischen der Zahnärzteschaft und den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) geschlossen werden können, die dazu führt, dass die Krankenkassen Maßnahmen im Rahmen einer Parodontitis-Behandlung bezahlen. Offen war bisher, wie das bei Privatversicherten aussieht, für die die gesetzlichen Krankenkassen nicht zuständig sind, sondern private Versicherungsunternehmen. Fast ein Weihnachtsgeschenk konnte da die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) kurz vor den Feiertagen übermitteln: Mit Vertretern der Beihilfe und dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat sie eine neue Abrechnungsbasis für Leistungen im Bereich der Parodontitis-Therapie auf dem aktuellen Stand der Zahnmedizin entwickelt, berichtet eine entsprechende Presseinformation der BZÄK. Leistungen für Privatversicherte werden nach GOZ abgerechnet, der „Gebührenordnung für Zahnärzte" – die im Übrigen festlegt, was abgerechnet werden kann und was nicht: Nicht nur bei „Kassenpatienten", auch bei „Privatpatienten" gibt es Abrechnungsvorgaben. Die neue Vereinbarung modernisiert diese GOZ und ermöglicht nun die Erstattung von zahnärztlichen Leistungen gemäß moderner Therapiemaßnahmen auf Grundlage der aktuellen Behandlungsleitlinien. Sie schafft Rechtssicherheit für alle Beteiligten und nicht zuletzt die Patienten, so die Verhandlungspartner.

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Männer und Frauen: Unterschiede in der Zahngesundheit

Es gibt eine gute und eine weniger gute Nachricht hinsichtlich der Mundgesundheit von Frauen und Männern im aktuellen Zahnreport der Barmer Krankenkasse. Man sollte vielleicht eher sagen: Jede Nachricht hat eine gute und eine weniger gute Seite. Da die Studienleiter in diesem Jahr den Blick auf die Zeitfenster gelegt hatten, in denen ein Mitglied der Krankenkasse nicht invasiv in einer Zahnarztpraxis behandelt worden war,  ergab sich bei dem Blick auf das Geschlecht der Mitglieder, dass Männer deutlich längere behandlungsfreie Zeiten aufwiesen als die Frauen. Rund 12,5 % der Männer und nur rund 8,5 % der Frauen im Alter von 49 Jahren kamen langfristig ohne entsprechende Behandlung aus. Das bedeutet nun aber nicht – und insofern ist das für die Frauen dann doch wieder eine gute Nachricht und für die Männer eine eher weniger gute – dass die Männer einfach das bessere und gesündere Gebiss haben: Die Frauen gehen nur häufiger zum Zahnarzt und lassen frühzeitig Zahnprobleme behandeln. Was dazu führt, dass sie, was der Zahnreport bestätigt, in höherem Alter schließlich deutlich mehr eigene Zähne haben als die Männer, diese ihre natürlichen Zähne wohl aufgrund der vernachlässigten Kontrolle und Behandlung in höherer Anzahl verloren hatten.

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DMS VI: Im Oktober ging es los

Inzwischen ist es schon acht Jahre her, dass zuletzt die Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS) unter Leitung des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) den Zahngesundheitszustand der deutschen Bevölkerung erhoben hat. Bei allen Studien werden die neu gewonnenen Daten mit den zurückliegenden verglichen, um Veränderungen festzustellen. Anfang Oktober 2022 starteten die ersten Untersuchungen mit rund 5000 Teilnehmern. Weil das wissenschaftliche Level so hoch ist, ist die DMS eine auch international anerkannte und wertgeschätzte Erhebung. Vier Studienteams reisen seither durch Deutschland und untersuchen an rund 90 Orten Menschen hinsichtlich ihres zahngesundheitlichen Status, erheben aber auch sozialwissenschaftliche Faktoren wie Lebensumstände und Alltagsverhalten beispielsweise im Umgang mit Genussmitteln. Die Studienergebnisse sind ein wichtiger Teil der zahnmedizinischen Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Auf die Ergebnisse und deren sehr differenzierte Auswertung wird man noch eine Weile warten müssen – sie sind aber nicht nur informativ, sondern gestalten auch die Versorgungslandschaft mit: Als die DMS V einen deutlich erhöhten Präventionsbedarf bei Parodontitis festgestellt hatte, wurde der Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung um entsprechende Angebote aktualisiert.

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Alter der Patienten: möglicher Risikofaktor

In einem ausführlichen Fachartikel in der Zeitschrift der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) haben sich Forscher der Universität Mainz der Frage gewidmet, welche Rolle das Lebensalter der Patienten bei der Zahnersatzversorgung, besonders bei der implantologischen Zahnersatzversorgung spielt. Fest steht, dass immer mehr Menschen mit immer mehr eigenen natürlichen Zähnen ein hohes Alter erreichen. 75- bis 100-Jährige haben heute im Durchschnitt noch 10,2 eigene Zähne, die Weisheitszähne nicht mitgerechnet. Was die Mundgesundheit in höherem Alter besonders belastet, ist oft die Vielfalt der Medikamente, die sehr umfangreich sein kann – und auch sehr belastend für den Mundraum und die Kieferknochen. Angestiegen ist bei den älteren und alten Menschen der Wunsch nach Lebensqualität, nach Komfort beim Zahnersatz und auch bei dessen Ästhetik. Beachten müssen Zahnärzte bei der Planung von Implantaten neben all diesen Voraussetzungen und Erwartungen zudem den natürlichen Alterungsprozess: Die Regeneration zerstörten Gewebes ist deutlich reduziert, der Knochenabbau beispielsweise deutlich verstärkt im Vergleich zu jüngeren Menschen. Wird einem älteren oder alten Patienten also ein erkrankter oder zerstörter Zahn entfernt und soll an dessen Stelle in Zukunft ein Implantat den geplanten Zahnersatz tragen, geht immer auch Mund-Gewebe verloren, das für Stabilität der neuen Prothetik-Lösung sorgten sollte: Stabilität zu erhalten oder Wiederherzustellen ist daher eine wichtiger Punkt bei der Behandlungsplanung. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass das Alter eines Menschen für eine Implantatversorgung kein Hinderungsgrund ist – die Behandlungsplanung aber viele verschiedene Faktoren für ein altersgerechtes Konzept berücksichtigen müsse.

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Zahnschmelz-Defekte: Gen-Netzwerk verantwortlich

Der Zahnschmelz ist das härteste Material im Körper – was aber keineswegs bedeutet, dass er besonders robust und unzerstörbar ist. Bekannterweise reichen die Säuren, die Mundbakterien im Zahnbelag beim Stoffwechsel produzieren, aus, um die Zahnschmelzoberfläche aufzulösen wie Zitronensaft eine Marmorplatte. Aber auch von innen gibt es zahlreiche Faktoren, die zu Zahnschmelz-Defekten führen können: Eine Schweizer Wissenschaftlergruppe hat kürzlich herausgefunden, dass Gene verantwortlich sein können. Das Molekül mit der eingängigen Bezeichnung Adam10 steht in Zusammenhang mit Schmelzbildungsstörungen, aber auch mit Krebs oder Schlaganfall. Wenn Adam10 mutiert, sich also fehlentwickelt, führt dies zu einer Störung der Amenoblasten, einem nur in den Zähnen vorkommenden Protein, das für die Zellbildung des Zahnschmelzes sorgt: Sowohl die Struktur des Zahnschmelzes als auch seine mineralische Zusammensetzung sind dadurch verändert. Die Erkenntnisse helfen dabei, so das Wissenschaftler-Team, die Entwicklung zu verstehen und neue Ansätze für die Behandlung solcher Schmelzstörungen zu entwickeln.

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Ost versus West: Mundgesundheitsunterschiede schrumpfen

Während bei früheren Studien zur Mundgesundheit der deutschen Bevölkerung immer wieder deutliche Unterschiede zwischen Menschen aus den westlichen und den östlichen Bundesländern beobachtet wurden, haben sich inzwischen die erhobenen Daten eher angeglichen. Das zeigte ein Nebenergebnis des Barmer-Zahnreportes 2022, der vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde. Die Studienleiter stellten fest, dass die behandlungsfreie Zeit bei den im Osten Deutschlands lebenden Menschen im Durchschnitt nur noch zehn Monate im Jahr 2020 im Vergleich zu 12 Monaten im Jahr 2012 betragen und sich somit verbessert habe. Zudem zeige sich, dass der Mundgesundheitszustand sich zunehmend angleiche: Dies sei möglicherweise auf das sich angleichende Mundgesundheitsverhalten bei der nach der Wende in Deutschlands Osten aufgewachsenen Bevölkerung zurückzuführen. Allerdings gebe es starke individuelle Unterschiede: Während im Durchschnitt in Hamburg die Zeitspanne ohne invasive zahnärztliche Behandlung bei den Zwanzigjährigen bei 4,5 Jahren gelegen habe, sei für das Land Thüringen ein Wert von nur 3,3 Jahren ermittelt worden.

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Nachhaltigkeit: großes Thema in der Zahnarztpraxis

Was im Alltagsleben immer mehr Angebote und Nachfrage findet, ist auch in den Zahnarztpraxen ein steigendes Thema: nachhaltige Produkte und nachhaltiges Verhalten. Während im Praxisbüro und der Verwaltung durch Digitalisierung und Verwendung von Recyclingprodukten bereits seit längerem einiges erreichbar ist an weniger Umweltbelastung, gibt es inzwischen auch im Behandlungsraum immer mehr Möglichkeiten. Einige sind auch für die Patienten relevant, denn auch sie können dazu beitragen, dass beim Thema Zahn- und Mundgesundheit die Umwelt weniger belastet wird. Beispielsweise wies kürzlich ein zahnärztliches Journal darauf hin, dass man zur Kontroll- und/oder Prophylaxe-Sitzung seine eigene Zahnbürste mitbringen könnte – das reduziere den Verbrauch von Einmalzahnbürsten in der Zahnarztpraxis deutlich. Neben den traditionellen Zahnbürsten aus Plastik gibt es auch immer mehr kunststoff-freie Alternativ-Angebote. Während frühere Studien darauf verwiesen hatten, dass Borsten aus Naturstoffen nicht den Hygienestandards an Keimfreiheit entsprachen, gibt es aber bei der Zahnbürste selbst alternative Angebote wie beispielsweise aus Bambus, der leichter abbaubar ist als Plastik. Auch auf die Verpackung sollte mehr geachtet werden, so das Journal. Nachhaltigkeit sei eine Gemeinschaftsaufgabe und würde auch durch gemeinsame Erfahrungen und Anregungen weiterentwickelt.

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